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selbst verwundet, die Führung des Bataillons schon kurz nach dem Ein—
tritte ins Gefecht übernehmen mußte. Daß aber auch Nichtkombattanten
sich durch besonderen Mut und Tapferkeit hervortun können, beweist unter
anderem das Verhalten des Büchsenmachers Kubitz vom Regiment 104,
der seiner fortwährend im heftigsten Feuer liegenden Truppe, die nahe daran
war, sich vollständig zu verschießen, aus dem von ihm im Karriere herbei—
geholten Patronenwagen Patronen bis in die vordersten Linien zutrug
und die Neufüllung desselben mehrere Male wiederholte.
Zu den Figuren des Wandgemäldes selbst zurückkehrend, so wird jeder—
mann nicht umhin können, zu bemerken, wie der kleine käppiartige Tschako
mit dem kokett zur Seite gebundenen Haarschweif den sächsischen Jägern
und Schützen in ihrer tiefdunkelgrünen, beinahe schwarzen Uniform, welche
unwillkürlich an die „wilde verwegene Jagd“ der Lützower erinnert, etwas
ungemein Flottes, man möchte sagen zierlich Rauhes, anmutig Kriegerisches
verleiht. Indessen nicht aus diesem äußerlichen Grunde allein, sondern
besonders auch wegen ihres allezeit hervorragend tüchtigen Verhaltens von
der Zeit ihrer Gründung an — von den blutigen Waffentänzen an der Lesna,
wo Major von Metzsch rufen mußte: „Deckt Euch, Kinder! Eure Köpfe
sind nicht Pudelmützen!“, vorbei dann an dem „Hornisten von Düppel“
und dem Karree des 3. Jägerbataillons, in dessen Mitte Kronprinz Albert
das Schlachtfeld von Königgrätz verließ, erinnernd an glorreiche Tage und
schwere Stunden — ist diese Truppe in Sachsen außerordentlich volkstümlich,
ähnlich den Bersaglieris in Italien und den Kaeiserjägern in Osterreich.
Ihre Beliebtheit steigerte sich noch, nachdem im französischen Feldzuge die
Schützen unter ihrem allverehrten, in der Armee wie im Volke gleich be-
liebten Kommandeur Freiherrn von Hausen, dem „eisernen Obersten der
Schwarzen"“, mit anderen Regimentern Wunder der Tapferkeit vollbracht hatten.
Diesem Offizier wurde an dem einen Schlachttage bei Villiers zu
drei Malen das Pferd unter dem Leibe erschossen, und hätte er zu Zeiten
etwa Wallensteins gelebt, so würden seine Braven, die ihm mit Leib und
Leben ergeben waren und den Geist respektierten, der von seiner vorbild-
lichen Soldatennatur ausging, sicherlich von ihm dasselbe gesagt haben wie
die Schillersche Soldateska von ihrem Friedländer: „Der steht unter be-
sonderen Mächten.“
„Denn unter des heftigen Feuers Blitzen
Ritt er auf und nieder mit kühlem Blut,
Durchlöchert von Kugeln war sein Hut.
Durch den Stiefel und Koller fuhren
Die Ballen; man sah die deutlichen Spuren.
Konnt' ihm keine die Haut nur ritzen,
Weil ihn die höllische Salbe tät schützen."
Der Furor teutonicus ward bei seinen Leuten zur unwiderstehlichen
Glut gerechter Empörung, als ihr Oberst infolge tückischen Verrates der