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sammen, deren Motto das Bibelwort ist: „Fürchtet Gott, ehret den König,
habet die Brüder lieb!“ Getragen werden ihre Gedanken und Bestrebungen
von dem Kampfruf „Deutschland“, von der Parole „König und Vaterland“
und von dem Feldgeschrei „Christus“. Hut ab vor den Alten, die jung
gekämpft haben, vor denen, die unter dem im Sturm gebleichten Silber-
haar sich ein warmes Herz erhalten haben für alles Gute und für alles Edle.
Wie hoch auch des einsichtigen und weitsichtigen Königs Georg Majestät
das Element der alten Krieger ehrt, welches in den vaterlandsfrohen und
königstreuen Militärvereinen und deren Bestrebungen seinen vorbildlichen
Ausdruck findet, geht unter anderem daraus hervor, daß der hohe Herr
durch Vermittelung des Kriegsministeriums (im September 1902) eine alt-
sächsische Bestimmung beziehungsweise Ehrung oder Vergünstigung hat wieder
ins Leben treten lassen. Nach derselben dürfen beim Begräbnis eines ehe-
maligen Feldzugteilnehmers (sofern die ehrenvolle Führung des Betreffenden
nachgewiesen werden kann und falls der Tod in einer Garnisonstadt er-
folgt ist) auf Wunsch der Angehörigen durch das Garnisonkommando zwölf
aktive Soldaten als Träger gestellt werden. Nicht nur der einzelne Mann
und dessen Familie, auch Heer und Vaterland werden dadurch geehrt. Die
Bedeutung des Standes wird vor Augen geführt, dessen Angehörige in
erster Linie Gesundheit und Leben für das Gemeinwohl dahinzugeben bereit
sind, der durch die Schärfe des Schwertes die gedeihliche Tätigkeit und
das ruhige Wirken der anderen Stände gewährleistet.
Schwert, Laute und Pflug gehören zusammen. Alle drei Stände, die
durch diese Attribute symbolisiert werden, haben gleiche Berechtigung im
Staatsleben und haben die gleiche Aufgabe, zum Wohle des Ganzen er-
folgreich zu wirken. Keiner von ihnen könnte dieser Aufgabe auf die Dauer
gewachsen sein, wenn er nicht an den Geschwistern jederzeit kräftige An-
lehnung hätte. Gegenseitige Unterstützung, Achtung und Liebe sind Elemente,
welche allenthalben segensreich wirken. Sie sind zum gedeihlichen Zu-
sammenwirken der einzelnen Stände und ihrer Berufsarten von eminentester
Wichtigkeit. «
„Ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Stand hat seine Last“
singt Gellert. „Nach ewigen ehernen großen Gesetzen müssen wir alle
unseres Daseins Kreise vollenden“ sagt Goethe und meint damit ohne Zweifel
nicht nur das Dasein als Mensch, sondern auch als Berufserfüller.
Angefrischt von dem kräftigen Erdgeruch der heimatlichen Ackerscholle,
über welche seit tausenden von Jahren der gleiche Himmel sich wölbt, sind
die Saaten ausstreuenden und Ernte einbringenden Landleute unter den
sengenden Strahlen der reifenden Sonne wie im strömenden Naß des
befruchtenden Regens jahraus jahrein Zeugen der unmittelbarsten Ein-
wirkung von Gottes Walten. — Unter dem Donner und Getöse verderben-
bringender Feuerschlünde, die in blutiger Feldschlacht den Boden erzittern
lassen, halten Tausende aus, für Vaterland und Ehre eintretend, obwohl
im heißen Gewoge des in Pulverdampf gehüllten Kampfes die Herzen