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Schillers und dem Verehrer Goethes, den wir nach mehr als einer Rich—
tung hin mit Stolz zu den Unseren zählen dürfen, in Dresden ein be—
sonders pietätvolles Gedenken bewahrt wird, ist außer dem undefinierbaren
instinktiven Volksempfinden, welches Körners Gefühle als die seinigen
anerkennt, aus des Volkes wie aus des Dichters Seele gleichermaßen
hervorgegangen, dem rastlosen Eifer des Hofrat Peschel zu danken, der
aus eigenen Mitteln den Grundstock zum Körnermuseum gelegt hat. 165)
Es folgen nun im Zuge auf dem Sgraffitofries der Architekt Nikolai
sowie die Maler Peschel und Hübner. Letztere zwei sind in Betrachtung
der von ihnen ausgedachten Entwürfe zum Wandgemälde des „Fürsten-
zuges“ vertieft. Wie Eingang dieser gegenwärtigen Arbeit berichtet ist,
hat die von des Königs Johann Majestät zur Prüfung der vorgelegten
Skizzen und Entwürfe eingesetzte Kommission von Künstlern, Gelehrten
und Kunstfreunden nach eingehender Beratung denjenigen des Historien-
malers (setzigen Professors) Walther den Vorzug gegeben. Die Peschel-
165) Das einst Körners Eltern gehörig gewesene Haus in Loschwitz, in welchem Schiller
sowohl wie der junge Körner gelebt und gedichtet haben, befindet sich jetzt im Besitze der
Gutschmidschen Erben (Familien von Göphardt und von Koppenfels). Im Weinbergsgarten
dieses Grundstücks spenden noch heute die „große Kastanie“ und der „alte Nußbaum“
Schatten, unter deren Blätterdache so manches herrliche Gedicht jener gottbegnadeten Sänger
seine Entstehung gefunden hat. Ein besonderes Empfinden pietätvoller Wehmut aber er-
wecken die beiden schlanken Kiefern, welche je am Tage der Geburt des Sohnes Karl
Theodor, den 23. September 1791, wie vorher an dem der Tochter Emma, den 19 April
1788 von deren Vater eingepflanzt worden sind. Schon kurze 22 Jahre nach dem Ein-
pflanzen des Kiefernbäumchens — zu welcher Größe hätte sich der ausgezeichnete Dichter
noch weiter entwickeln können — ward die irdische Hülle des entseelten Helden (am
26. August 1813) auf Feldmark des Dorfes Wöbbelin unter einer knorrigen Eiche gebettet
und dessen Schwester Emma einige Jahre darauf. Wie jene „Lebensbäume“ auf Körner-
schem Grund und Boden weiter wuchsen, so sollte das auch die Totenwacht haltende Eiche
tun können. In hochherziger Gesinnung nämlich machte der Großherzog von Mecklenburg-
Schwerin die seitdem mit „Leier und Schwert“ verzierte und mit einer Mauer umfriedigte
geweihte Stätte dem Vater Theodors zum Geschenke. Im „Zriny“, dem deutschen Gefolgs-
mann und ungarischen Leonidas, hat Körner mit Lapidarschrift die Hoheit der Begriffe
Ehre und Vaterland festgehalten. Im „Gebet vor der Schlacht“ ist es kindliche Frömmig-
keit und männliche Tapferkeit, die uns das Herz noch jetzt höher schlagen lassen, ebenso wie
seinen Waffengefährten vor beinahe hundert Jahren. In seinem Tode, den er so fand,
wie er ihn so oft in seinen Liedern begeistert gepriesen hatte, gibt er uns eine neue Probe
des Ausspruches von Horaz: Dulce et decorum est pro patria mori. Körners be-
kannte Lützow-Strophe „Was glänzt dort im Walde im Sonnenschein“, vom Tonkünstler
Karl Maria von Weber im Musik gesetzt, ist, zur freudigen Genugtuung historischen Sinnes,
zum Regimentssignal des preußischen Ulanenregiments Nr. 6 geworden, welches aus dem
Lützowschen Freikorps entstanden ist. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß
von jenem in Pillnitz heimisch gewesenen Komponisten die Signale stammten, welche die
sächsische Armee bis zu ihrer Organisation nach preußischem Muster geführt hat — wie
auch auf die nicht allen bekannte Tatsache, daß Weber den Klang, den Tonfall und die
Melodie dieser, durch Horn und Trompete geblasenen Kommandos den Stimmen der
Waldvögel unserer Heimat entnommen hat. Der Wohlklang derselben war denn auch ein
allgemein anerkannter.