Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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auch des Handels aufs vollständigste durchdrungen ist, der vitalen Be— 
deutung der Landwirtschaft derjenige Wert beigelegt wird, den sie verdient. 
Es berührt auf das wohltuendste sympathisch und gereicht allen Vater— 
landsfreunden und einsichtigen Sozialpolitikern zur Genugtuung, daß (bei 
Gelegenheit der im Sommer 1898 zu Dresden abgehaltenen Ackerbau— 
Ausstellung) der Vertreter der Regierung, Minister von Metzsch, voll staats- 
männischer Objektivität vor aller Offentlichkeit die Landwirtschaft, den 
Bauernstand als denjenigen Stand bezeichnet hat, der „Lunleugbar die 
Grundveste unseres Volkes und der Urgquell aller seiner wirtschaftlichen 
Wohlfahrt ist". Mit ebensolchem großen Rechte bezeichnete bei derselben 
Gelegenheit Graf Könneritz, Präsident der Ersten Kammer und Vorsitzender 
des Landeskulturrates, die Landwirtschaft als „das älteste Gewerbe“, welchem 
Achtung und Schutz in hohem Maße gewährt werden muß. „An alter 
Sitte hängt der Landmann mit alter Treue", fuhr unter donnerndem Beifall 
der Herr Vorsitzende fort, „das hindert ihn aber nicht, zu erkennen, daß 
nur die Verbindung der körperlichen Tüchtigteit mit geistiger Bildung ihn 
glücklich vorwärts bringen kann“. Das alles sind goldene Worte, die der 
große wie der kleine Bauer, der Landwirt aller Lagen mit Stolz und 
Genugtuung nicht nur hören allein, sondern vor allem auch beherzigen 
muß. Das sind aber auch ebenso Wegweiser für den Entwickelungsgang 
und Winke für die Denkungsart der Welt außerhalb der Landwirtschaft. 
Niemals darf dieselbe den hohen ethischen wie den enormen praktischen 
Wert dieser letzteren unterschätzen. 
Aus dem subtilsten mechanischen Kunstwerke, aus Warenballen und 
Stoffproben, aus Maschinenteilen wie allen möglichen Patenteinrichtungen 
läßt sich, selbst in der vollendetsten Retorte, weder Mehl noch Brot her- 
stellen.1)F Schon dem Riesenfräulein Chamissos auf Burg Niedeck ist klar 
gemacht worden, daß der Bauer und sein Pflug kein Spielzeug sei. Und 
deshalb singt auch Edmund Stubenrauch, indem er von des Landmanns 
ehrenvollstem Attribut, dem Pfluge spricht, mit Recht: 
„Erhabner Pflug, des Sängers Lied dir lohne. — 
Wie du ist edler, heil'ger kein Gerät. 
Im Range stehst du nach des Kaisers Krone; 
Du nährst den Bettler, wie die Majestät! 
1:2) Gewiß ist Handel und Spekulation gewinnbringend und die Industrie segensreich; 
und der Weltverkehr muß hohe Achtung abnötigen. Aber die Wichtigkeit der Landwirtschaft 
dürfte doch allen ihren übermütigen Feinden und allen denen zum Trotz, die sie der Schutz- 
losigkeit preisgeben wollen, die größeste sein. Derartig „absolut unter allen Umständen“ 
und „für ewige Zeiten“ ausgeschlossen, wie die Verächter von „Ar und Halm“ meinen, ist 
es immerhin nicht, daß die Welt einmal wieder das traurige Schauspiel einer Hungersnot 
erleben könne, deren Wellen bis an ihre eigenen Magen schlagen könnten, und daß selbst 
für teure Wertobjekte das nicht in genügendem Maße erlangt werden könnte, was zur 
Nahrung dient. Wenn auch nicht wahrscheinlich, ja im hohen Grade unwahrscheinlich, ist 
eine solche Eventualität doch andererseits nicht unmöglich.
	        
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