Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

— 19 — 
teils nach wendischen Grundsätzen, teils nach deutscher Art aungelegt — wurden 
immer wohlhabender. Kirchen und Klöster entstanden, Waldungen und 
Sumpfgebiet wurden in reichlichem Maße urbar gemacht. 
Das Bistum Meißen, in geistlichen Dingen dem erzbischöflichen Stuhle 
zu Magdeburg, in weltlichen dem Markgrafen von Meißen unterworfen, 
umfaßte einen Sprengel von der Mulde bis zum Bober und zur Spree. 
Bistum, Burggrafentum und Markgrafschaft Meißen hatten natürlich 
verschiedene Wappen. 
Das des Burggrafentums (welches, mit samt der Institution selbst, 
später ganz an das Haus Wettin gekommen ist) zeigt im goldenen Schilde ein 
schräggelegtes schwarzes Kreuz (Andreaskreuz). Der Markgraf von Meißen 
führt im goldenen Schilde einen schwarzen Löwen. Das Geschlechtswappen 
der Familie von Wettin selbst aber ist nicht ohne weiteres festzustellen, 
denn bis zum 12. Jahrhundert ist von keinem Angehörigen dieses Hauses 
das Wappen urkundlich bekannt, oder — anders ausgedrückt, aber dasselbe 
bedeutend — von keinem Wettiner ist, von der Zeit vor dem 12. Jahr- 
hundert, eine Abbildung oder Beschreibung des von ihm als Schutzwaffe 
und Familienabzeichen geführten Schildes beziehungsweise eines Petschaftes 
oder mit demselben aufgedrückten Siegels auf unsere Zeit gekommen. Das 
älteste erhaltene Wettinsche sigillum ist dasjenige der Grafen von Wettin 
als Grafen und Markgrafen von Landsberg. Und dieses zeigt zwei blaue 
Pfähle auf goldenem Felde.?) 
Ob nun jene beiden Pfähle das allerälteste und ursprünglichste Schild= 
zeichen bilden, welches dem Geschlechte Wettin seit Urzeiten zugestanden hat, 
also das Stammwappen des gemeinsamen Hauses, welches die zu Markgrafen 
von Landsberg gewordenen Geschlechtsvettern auch als solche weiter führten, 
oder aber, ob dieser Schild mit den Pfählen etwa „Amt und Besitz Lands- 
berg“ bedeutend, von den Wettinern übernommen und als Hauswappen 
beibehalten sei, darüber fehlt positive Gewißheit. Tatsache aber ist, daß jener 
goldene oder gelbe Schild mit den blauen Pfählen das älteste von den 
Wettinern nachweisbar geführte Wappen darstellt und füglich schon in An- 
betracht dieser Eigenschaft der Ehrwürdigkeit als deren Hauswappen angesehen 
werden muß. Wenn von einigen als ursprüngliches Hauswappen von Wettin 
ein roter Löwe vermutet wird, so entbehrt dies aller und jeder Berechtigung. 
Ebenso verhält es sich mit dem weißen Roß, wobei für das letztere immerhin 
wenigstens der Umstand eintreten könnte, daß — die Ideenverbindung 
  
umschlossen hielten, war diese Art der Form von Niederlassungen bei Viehzucht treibenden 
und dem Nomadenzustande noch nicht lange entwachsenen Völkern etwas geradezu Gebotenes 
und Selbstverständliches. Mit der Zeit setzten sich straßenartige Anbauten an, und die so 
häufige Beutelfigur der Dörfer entstand. 
") Hierbei möchte ganz kurz die Bemerkung Platz finden, daß in der Heraldik der 
Ausdruck „Pfahl“ einen senkrechten, der Ausdruck „Balken“ einen wagerechten Streifen 
bedeutet. "
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.