getreten seien, denen man dann eifrig nachforschte. Auf dem Marktplatze
jener Stadt, deren Namen ebensowohl von dem Urgrunde ihres Daseins
redet, wie von den mancherlei Freiheiten, mit denen sie durch den beglückten
Landesherrn begnadet worden war, erhebt sich seit einigen Jahren das
Standbild Markgraf Ottos, der hier aus dem gewonnenen Schatze die ersten
Meißnischen Münzen prägen ließ. Den über Erwarten reichen Segen des
Bergbaues — wesentlich gefördert durch den übertritt des sehr tüchtigen
braunschweigischen Bergvogtes Hermann von der Gowisch, mit seinen be—
deutenden Mansfelder Erfahrungen, in den Dienst des Markgrafen — ver—
wandte Otto teils zur Wohlfahrt seines Landes überhaupt, indem dadurch
alle geplanten heilsamen Ordnungen mit um so größerem Nachdrucke durch-
geführt werden konnten, teils zur Stiftung von Klöstern, wie Altenzelle bei
Freiberg und Himmelspforte bei Naumburg, teils zum Ankauf neuer Gebiets-
teile, wie z. B. Weißenfels. Dem Bedürfnisse nach regerer Ausbreitung des
Handels und praktischer Nutzbarmachung des sich mächtig aufschwingenden
Gewerbes kam Markgraf Otto durch Verleihen vielfacher Freiheiten an die
Städte seines Landes entgegen. Indem er der Stadt Leipzig zwei jährliche
große Märkte mit Privilegien zu Ostern und Michaelis bewilligte, die sich
später zu den weltbekannten Messen erweiterten, legte er den Grund zu dem
Reichtum dieser Stadt, jenes größten Handelsplatzes in Mitteldeutschland.
(Die Neujahrsmesse ist erst später von Friedrich dem Sanftmütigen ein-
geführt worden.) Nicht vergessen werden darf auch der rege Anteil Ottos
am Emporblühen der ländlichen Kultur. Der rationelle Weinbau im ganzen
Elbgelände ist ein nicht zu unterschätzendes Verdienst dieses Fürsten. Dazu
nahm das Cisterzienserkloster Altenzelle mit seiner weitberühmten tüchtigen
Klosterschule ziemlich von Anfang seines Bestehens an den Rang einer be-
deutenden Bildungsanstalt ein; ganz Meißen glänzte als Perle im Reiche.
Anno 1184 fiel dem Markgrafen Otto durch den Tod seines Bruders Dietrich
die Lausitz zu.
Mit seinem ältesten Sohne, Albrecht, war Otto, dessen hochfahrenden
übermütigen Wesens wegen, unzufrieden. So kam es, daß er auf Anraten
seiner Gemahlin Hedwig, einer Tochter Albrecht des Bären von Branden-
burg, entgegen der deutschen Lehensverfassung, den jüngeren Sohn, Dietrich,
als seinen Nachfolger in Meißen bestimmte. Darüber ergrimmt, befehdete
Albrecht mit Hilfe einiger, durch Versprechungen gewonnener, Großen seinen
Vater, nahm denselben 1188 gefangen und ließ ihn auf dem festen Schlosse
Döben bei Grimma verwahren. Erst auf Befehl Kaiser Friedrichs gab der
Sohn dem Vater die Freiheit wieder. Doch erreichte Albrecht seinen Zweck
und wurde 1198 nach seines Vaters Tode Markgraf.
Dem frommen, mildtätigen und leutseligen Otto zum Gegensatz, soll
Albrecht unnahbar, selbstsüchtig und hochmütig gewesen sein und hat den
Namen „der Stolze“ erhalten, wie schon kurz erwähnt war.4)
11) Im vorliegenden Falle scheint der Begriff „Stolz“ das ausdrücken zu sollen, was
in dem Sprüchworte enthalten ist „Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz“. Und