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punkte landwirtschaftlicher Fortschritte können überdies die Klöster nicht
genug gepriesen werden, die in jenen, oft schweren, von Kriegsfurien zer—
rissenen Zeiten ihre Aufgabe glänzend gelöst haben. Solcher geistigen Boll-
werke waren auch im Meißner Land mehr und mehr entstanden, mit damals
tiefinnerlicher Berechtigung und zum Segen auch derjenigen kommenden
Geschlechter, die ihrer nicht mehr bedurften. Zu den Klöstern auf dem
Petersberge und in Brena waren hinzugetreten Altenzelle und Himmelpforte
1175 (im Volksmunde später kurz Zelle und Pforte genannt), Buch bei
Leisnig 1192, Dobrilugk, Nimpschen und Zschillen, sowie zu Merseburg,
Meißen, Leipzig und anderen Städten. Mit dem Kloster St. Afra zu
Meißen entstand 1205 die bekannte und noch florierende Schule daselbst.
Ahnliche blühten in Leipzig und Erfurt, Pegau, Zwickau und Chemnitz empor.
Der geistige Verkehr unter den Gelehrten erwuchs immer deutlicher zu einer
Macht an.
Je mehr auch der weltliche Handel und Wandel sich regte, um so
größere Bedeutung erhielten die Handelsstraßen und deren Knotenpunkte —
die Städte. Markgraf Heinrich hatte, trotz seiner Vorliebe für Romantik
und Rittertum, als deren besten Repräsentanten einer er mit Recht bezeichnet
werden kann, auch volles Verständnis und weitgehendes Wohlwollen für
Bürgertum und Städtewesen. Hierfür legt unter anderem das Privilegium
Zeugnis ab, welches er (außer vielen direkten auch an andere Städte ge-
gebenen) der Stadt Leipzig indirekt erteilte, die bereits zu einem Handels-
mittelpunkte geworden war. Er bewilligte nämlich allen nach und von
Leipzig reisenden Kaufleuten samt ihren Waren auch dann sicheres Geleit,
wenn deren Landesherren etwa mit ihm in Fehde liegen sollten. In dem
Erlauchten Heinrich verkörperte sich also gewissermaßen eine Personal-Union
zwischen Adel und Bürgertum, von der es gut gewesen wäre, sie wäre
niemals in den Jahrhunderten erloschen, hätte sich vielmehr weit früher als
es dann geworden, zu einer wirklichen Union herausgebildet. Naturgemäß
wuchs Wichtigkeit und Bedeutung der Städte, außer durch die Handels-
beziehungen, die Kunstfertigkeit und den Gewerbefleiß ihrer Einwohner, des
weiteren in dem Maße an, in dem ihnen strategische wie politische Aufgaben
zufielen. Von den ältesten Zeiten her ruhte eine solche Wichtigkeit auf dem-
jenigen Elbübergangspunkte zwischen dem Einflusse der Prießnitz und der
Weißeritz, an dem das altslavische Fischerdorf Drjezdjenje entstanden war.
Aus diesem an uralter Verkehrsstraße als Brückenkopf dienenden Orte ent-
wickelte sich allmählich Dresden, die jetzige Haupt= und Residenzstadt.0
20) Zu den von den Sorben seit dem 6. Jahrhundert im Elbtale angelegten Dörfern
gehörte auch Drjezsense. Von Osten her kommend, setzten sich diese wendischen Slaven
zuerst am rechten Ufer der Elbe fest und dehnten sich erst allmählich auf das linke Ufer
aus. Das Heideland des rechten Ufers war der Viehzucht günstig, während die Seen und
Teiche des linken die Fischzucht beförderten. Drezja (die vermutliche Wurzel des Namens
Dresden= Drezjana) bedeutet Sumpfland und Röhricht; ist mithin wohl ohne Zweifel zuerst
der linkselbischen Niederlassung zu teil geworden. Dieses Fischerdorf (zwischen Elbberg