Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

Die im Jahre 1206 zum ersten Male in Urkunden erwähnte Pfarrkirche 
Unserer Lieben Frauen sowie das markgräfliche Burgwesen, welches den 
Elbübergang direkt beherrschte, dienten der schnell größeren Umfang an— 
nehmenden Siedelung als Mittelpunkte. Heinrich der Erlauchte baute 1287 
die erste steinerne Brücke über die Elbe (jetzige Augustusbrücke) und wies 
die durch deren Benutzung entfallenden bedeutenden Zolleinnahmen an eine 
gleichfalls von ihm gegründete Kapelle des heiligen Nikolaus, des Patrons 
der Schiffer und Fischer. Weil Heinrichs erste Gemahlin, Constantia von 
Ssterreich, jener Kapelle einen Splitter vom Kreuze Christi schenkte, wuchs 
deren Ansehen immer mehr; es entstand die Kreuzkirche. Im Jahre der 
Vollendung der berühmten Brücke (also 1287) erhielt der schon unter Dietrich 
dem Bedrängten stark befestigte Ort das Stadtrecht, während bereits über 
hundert Jahre früher (1165) Leipzig oder Lipzk und sodann Pirna 1244, 
Altenburg 1256 dieses Privilegiums teilhaftig geworden waren. 
Aus seiner Ehe mit der 1243 gestorbenen Constanze von Ssterreich 
hatte Heinrich der Erlauchte zwei Söhne, Albrecht, geboren 1240 und Dietrich, 
geboren 1242. Seine zweite Ehe mit Agnes, Tochter des Böhmenkönigs 
Ottokar Przmislav, welche 1268 starb, war kinderlos. Darauf hatte der 
Markgraf ein Meißnisches Edelfräulein, Elisabeth von Maltitz, geheiratet, 
welche, zusammen mit dem Sohne Friedrich, den sie geboren hatte (in der 
Geschichte „der Kleine“ benannt), 1279 vom Kaiser Rudolph (zu Znaym) 
für ebenbürtig und fähig zur Erbfolge in Reichslehen erklärt wurde. Große 
Zukunft winkte dem Hause Wettin. Um so bedauerlicher war die Teilung. 
Der älteste Sohn Albrecht, wie es scheint, von Jugend auf ein wider- 
wärtiger Charakter, erhielt das Hauptland Thüringen mit der Landgrafen- 
würde und dem Pfalzgrafenamt. Dietrich erhielt das OÖsterland mit dem 
Mittelpunkte Leipzig; Friedrich das Gebiet um Dresden, bis Großenhain 
auf der einen und Radeburg auf der anderen Seite, mit dem Sitze in 
Dresden. Die Markgrafschaften Meißen und Lausitz behielt Heinrich der 
Erlauchte auf seine Lebzeiten sich selbst vor. 
Bevor von der sympathischen ritterlichen Gestalt des Erlauchten Heinrich 
Abschied genommen werden muß, der, im Grunde genommen, allen Menschen 
wohlwollend, ja vielleicht allzu wohlwollend gegenüber stand, möchte einer 
Episode kurz Erwähnung getan werden, die ihn in falschem Lichte erscheinen 
und Fischergasse) mag mit der Zeit die rechtselbische Kolonie an Bedeutung überflügelt 
haben, so daß der Name der letzteren allmählich verloren worden ist. Die mit der Er- 
oberung der Daleminzierfeste Jana wie mit der Errichtung der deutschen Burgen Meißen 
und Briesnitz im Gau Nisani um 930 eingetretene Germanisierung des ganzen Landstriches 
gestaltete dieses Verhältnis (nämlich das überwiegen des linkselbischen Ortes) immer hervor- 
tretender. Denn hier wurde (zuerst nur als eine Filiale der um 970 gegründeten Pfarr- 
kirche zu Briesnitz) Anfang des 11. Jahrhunderts die Frauenkirche errichtet. Mit der Kirche 
war aber auch in diesem Falle ein allgemeiner Ausschwung verbunden. Die Heiden zogen 
sich in die Haiden rechts der Elbe zurück, bis auch sie christianisiert wurden. Das alte 
Fischerdorf liegt, deutlich geschieden von der regelmäßig angelegten deutschen Kolonialstadt, 
um die Frauenkirche.
	        
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