Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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deren Nebenwerke, welche — trotzdem sie im Vergleich zu den geistigen 
Errungenschaften, die sich nicht durch Meißel oder Pinsel festhalten lassen, 
tot genannt werden müssen — immerhin nicht geistlos genannt zu werden 
brauchen. Denn nichts (selbst das Unbedeutendste nicht) wird von Menschen 
erfunden oder geschaffen, an dem nicht wenigstens ein Stücklein seines Geistes 
haftet, auch wenn Hand und Arm die direkten Verfertiger sind. 
Der Erforschung oder Besprechung des als unsichtbares Gebilde durch 
den menschlichen Geist Hervorgebrachten, durch welches gute wie böse Taten 
in Wechselwirkung mit den Ereignissen in bestimmte Bahnen gebracht und 
mehr oder weniger direkt die Völkergeschicke gelenkt werden, steht an Interesse 
die Beobachtung dessen nicht nach, was aus den materiellen Bedürfnissen 
des täglichen Lebens heraus durch Menschenhand entstanden ist. 
Wie — cum grano Salis — das Sprichwort Berechtigung hat: 
„Kleider machen Leute“, so liegt viel Wahres auch darin, aus der sichtbaren 
Umgebung eines Menschen auf diesen selbst und seine Einschätzung in die 
Kultur zu schließen. 
Kunst und Gewerbe gehen — den Geschmack läuternd und die Bedürfnisse 
adelnd, ebenso Hand in Hand, wie dies — die Sitten fördernd und die 
Menschen selbst veredelnd — schon seit dem frühesten Anfang der Kultur 
der Trieb der Selbsterhaltung im Verein mit dem Streben nach Ver- 
schönerung des Daseins und dem Bemühen, dem gesamten Menschengeschlecht 
Bequemlichkeiten zu bieten, getan haben. 
Ein Abstecher in die Ausläufer der Kulturgeschichte, wenigstens in die- 
jenigen ihrer Unterabteilungen, die vom Wesen der Trachten und Geräte 
handeln, dürfte daher — an der Hand der Darstellungen des Fürstenzuges — 
nicht unwillkommen sein, wenn derselbe auch naturgemäß — weil er der 
Führung jener Hand sich nicht leichthin entledigen darf — nur verhältnis- 
mäßig kleine Gebiete betreffen kann. 
So mögen denn den kurzen Darlegungen aus der Staatsgeschichte 
solche kulturgeschichtlicher Art folgen. — 
Kulturgeschichtliches. 
J. 
Auf mächtigem Streitroß eröffnet ein Herold den Zug der Fürsten und 
deren Getreuen. Den Stab hält er in der Rechten, der schon im Altertum 
als Attribut derer galt, die eine Botschaft auszurichten hatten. Die Bot- 
schaft, die hier verkündet wird, redet von Treue um Treue, von Liebe um 
Liebe, redet davon, daß die Gestalten eines allverehrten Fürstenhauses sich 
bereiten, an den Augen ihrer Landeskinder vorbeizuziehen. Deshalb herrscht 
eitel Freude im ganzen Volk, in dessen Mitte hinein der Zug durch eine 
Ehrenpforte zu treten im Begriff ist. Triumpfbogen verherrlichen
	        
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