Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

Als typische Formen auf der Grenzscheide des 11. und 12. Jahrhunderts 
sind die beiden Schilde bemerkenswert, welche von der Kriegergruppe geführt 
werden. Der alte, nicht heraldische, große Schild mit Buckel und Eisen— 
beschlägen wird von demjenigen mit Wappenfiguren abgelöst. Markgraf 
Conrad, als Stammvater, reitet allein, die Hände wie segnend erhoben. Die 
Träger von Fähnlein und Schwert hinter ihm und Otto dem Reichen weisen 
den Löwenschmuck auf, während im Überwurf des hinter Albrecht dem Stolzen 
Einherschreitenden der weiß und schwarz gezahnte Minkwitzsche Schild ein- 
gestickt ist. (Theodorich von Minkwitz wird zuerst 1213 genannt.) 
Dem aufmerksamen Leser, beziehungsweise dem der Führung sich an- 
vertrauenden Betrachter, wird innerhalb der vorangegangenen Darstellungs- 
abteilung die bekannte Tatsache erneut zum Bewußtsein gekommen sein, daß 
die Erscheinung des Rittertums sichtlich von französischem Einflusse durch- 
zogen ist. Insbesondere zeigt sich dies durch die vielen französischen Aus- 
drücke, die sich hier mit den bezüglichen deutschen Worten vermischen. Mit 
Modifikationen ist dies auch noch über jene Kulturperiode hinaus in Übung 
gewesen und war noch nicht erloschen, als der französische Einfluß der neueren 
Zeit einsetzte, dessen Herrschaft jetzt glücklich überwunden ist. Bei vielen 
drohte der galante und elegante aber freigeistige, flatterhafte und unzuverlässige 
Tchevalier mehr zu gelten als der bärbeißige und schwerfällige aber treue, 
fromme und zuverlässige Ritter. Diese und ähnliche Wahrnehmungen hat 
Roth von Schreckenstein im Sinne, wenn er darauf hinweist, daß trotz des 
unverkennbaren und in vieler Beziehung günstigen Einflusses der Franzosen 
auf die Entwickelung des Rittertums, doch die „Fundamentalprinzipien aller 
Ritterlichkeit“, die Freiheitsliebe der ganzen Nation, deren Waffenfreudigkeit, 
Gemütstiefe und Treue germanische Einflüsse sind und gewesen sind. Im 
übrigen, da einmal von den Erscheinungen des Mittelalters (wenn auch nur 
flüchtig) die Rede ist und auch noch weitere Darstellungen sich damit zu 
beschäftigen haben werden, möge der sehr beherzigenswerte und sehr wahre 
Ausspruch Wilhelm Arnolds nicht unerwähnt bleiben: „Wer das Mittelalter 
preist und die Gegenwart verdammt, hat keinen Verstand für die Geschichte; 
wer aber die neue Zeit rühmt und das Mittelalter lästert, der hat kein 
Herz dafür.“ 
er, resp. sein Schild, sich im Zusammenhange mit der ganzen folgenden einheitlichen Reihe 
der übrigen Wappen fühlt. Diese anschauend, handelt er nach den Pflichten heraldischer 
Courtoisie, die insbesondere bei Allianzewappen in Betracht kommt.
	        
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