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Kranze ab, den der Maler ihm auf die Schläfen gedrückt hat, um durch
den schroffen Abstand die Gewalt jenes Eindruckes zu vermehren. Bezeichnend
auch ist die durch ihre scharfen Stacheln Schmerz verursachende Distel, die
hier zur Seite des Weges blüht.
Am Riemenzeug gewahrt man zum ersten Male die Befestigungsart
mittelst Schnalle, die Sporen aber mit Rädlein versehen, entgegen dem bis-
herigen einfachen Stachel. Die Roßdecken beginnen ganz allmählich ihre
Eigenart als Kleidungsstück zu verlieren. Die Sitte des Anbringens von
Schellen hat zugenommen. Alles das ist richtigerweise zur Darstellung
gelangt. Obergewand und Beinkleid, früher zumeist aus einem Stücke be-
stehend, wie die Haut einer Schlupfwespe, sind jetzt zwei selbständige Stücke,
obgleich die enganliegenden trikotartigen Hosen — auch Niederkleid genannt —,
welche von den Fußspitzen bis weit über die Hüften hinaufreichen, ihren
alten Strumpscharakter treulich bewahren. Deutlich zeigt dies der Anzug
des Junkers, welcher Markgraf Albrechts bäumendes Roß mit kräftiger Hand
am Zügel führt. Die auf dessen Oberkleid eingestickte Wappenfigur läßt
ihn zum Geschlechte der von Einsiedel gehören. (Peter von Einsiedeler kommt
zuerst 1307 vor.) Auch ist, in weiterer Konsequenz der Zweiteilung von
Ober= und Nieder-Kleid, zu beobachten, wie das Obergewand, welches bisher
in der Regel durch eine weite Halsöffnung über den Kopf gezogen wurde,
nunmehr auf der Brustseite offen ist und zugenestelt oder gehakt wird. Auch
die während des ganzen Mittelalters so überaus beliebten Zaddeln, das heißt
Aus= und Einschnitte in der Kleidung, gewinnen an Verbreitung.-)
An dem Rocke des hinter Friedrich dem Strengen einherschreitenden
Herrn von Milkau, dessen Wappentier, der eine Partisane in der Pranke
haltende Löwe, an den Zaddelungen des Oberärmels angebracht ist, sieht
man bereits die Schließung durch Knöpfe. (Als erster dieses Geschlechts
gilt 1302 Frizco de Milcawe.) Gugelhaube oder Kapuze weist der
nächstfolgende Knappe auf, einer von Gablenz; man sieht sein Wappen,
eine Gabel im gestürzten Dreieck am unteren Rande seiner Kopfbedeckung.
(Heinricus de Gabelenze kommt 1291 vor, und Georg saß auf dem
gleichnamigen Gute 1220.)
34) Ahnlich den mit der Zeit zu kunstvollen Ornamenten entwickelten Decken und
Hüllen der Helme (der in der Heraldik so bekannten Helmdecken) ist auch dieses Zaddelwerk
durch das ursprünglich vollständig unfreiwillige Zerfetztwerden infolge feindlicher Stiche
oder Hiebe entstanden. Auch hier ward gewissermaßen die Not zum Gebot gemacht, indem
man nun freiwillig und absichtlich Teile der Kleidung zerfetzt erscheinen ließ, oder bunte
Fetzen an derselben anbrachte, die der ganzen Gestalt etwas Verwegenes und Phantastisches
bringen sollten. Allmählich war auch in diese dsordres Ordnung gebracht und die Sache
in ein System geleitet worden. Ausgeburten und Extravaganzen, die natürlich vorkamen,
sind auf dem Sgraffito-Fries vermieden worden. Und dies mit Recht; denn die allerdings
in Wirklichkeit vorgekommenen Auswüchse derartiger Geschmacksrichtungen haben schon
damals nicht zur normalen Art der Kostümierung gehört, ebenso wie spätere Jahrhunderte
das unsere nicht für die Verkehrtheiten und übertreibungen der heutigen Gigerl, Gecken
und Modenarren verantwortlich machen können.