Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Die Gugel, vom lateinischen cucullus — Hülle, samt ihren Abarten, 
ist eine der besonders charakteristischen Erscheinungen des Mittelalters und 
steht, ihrer Konstruktion nach, Kopf, Hals und Schultern umschließend, ge— 
wissermaßen auf dem Boden des auf den Schultern aufsitzenden Kübelhelms. 
Weil ganz außerordentlich praktisch, hat die Gugel, deren Grundform man 
noch heutigen Tages kennt und schätzt, eine große Menge von Abarten schon 
damals gefunden. Das Eindringen von Nässe, sowie — was doch beim 
Herumstreifen durch das Dickicht der Wälder sonst ganz unvermeidlich ge— 
wesen wäre — das Hineinfallen von Blattwerk und sonstigen Gegenständen 
in den Raum zwischen Körper und Kleidung wurde durch die Anordnung 
der Gugel zur Unmöglichkeit gemacht. Auch gewährte dieselbe einen vor— 
trefflichen Schutz gegen die Unbilden der Witterung. Ließ die in sack— 
artiger Form zur Kapuze (caput — der Kopf, caputchen) gewordene 
Gugel — wie dies besonders in Böhmen sehr üblich war — in teils 
törichter, teils zum Zwecke der Unkenntlichmachung absichtlicher Übertreibung 
des eigentlichen Zweckes nur Augen, Nase und Mund frei, so hätte es sehr 
nahe gelegen, daß die also Verhüllten, falls der Stoff ihrer Kleidung nur 
einigermaßen dunkel war, einen finsteren, abstoßenden und unheimlichen Ein- 
druck hervorgerufen haben würden. Dies widerstrebte aber dem lustigen 
Frohsinn der Zeit und um einer solchen die volle Heiterkeit des Lebens- 
genusses beeinträchtigenden Möglichkeit zu begegnen, fertigte man diese Kopf- 
hüllen aus bunten und grellfarbigen Stoffen der verschiedensten Art. Ja, 
man benähte sie mit Glocken, Schellen und allerhand sonstigem Flitterwerk. 
Ihr oftmals in einen langen, dünnen Sack auslaufendes Zipfelende erhielt 
mitunter eine derartige Ausdehnung, daß es, den Rücken entlang baumelnd, 
beinahe bis zur Erde reichte. Grotesk waren fürwahr manchmal die Ein- 
fälle unserer Altvorderen und ihrer Zeit! Da übrigens die Gugel im Hause 
nicht getragen, dieselbe auch schließlich zum Zurückschlagen des eigentlichen 
Kopfteiles eingerichtet wurde, so blieb für das, jetzt wieder mehr lockig 
herabwallende Haar, der Schmuck früherer Perioden, in Gestalt von Reifen, 
Ringen und Kränzen. 
Eine Art von Verbindung der in jenen Jahrhunderten als bandförmiges 
Schmuckstück beliebten Sendel= oder Zendelbinde (nach dem gleichnamigen 
Seidenstoff so benannt) mit den ganz plötzlich aufgetauchten übergangsformen 
zur heutigen Mütze (die in tausenderlei Abarten erschienen und niemals 
ganz wieder verschwunden sind), zeigt die Kopfbedeckung desjenigen, der sich 
durch das bekannte schwarze Dreiblatt auf weißem Grunde als ein Carlowitz 
kundgibt. (Diese alte, aus dem Osten stammende Familie, deren Glieder 
verhältnismäßig spät im Meißnischen auftreten, nämlich am Ende des 
14. Jahrhunderts, soll mit den Herzögen von Durazzo in verwandtschaft- 
licher Beziehung stehen. Trotz ihres verhältnismäßig späten Erscheinens in 
den Wettiner Landen hat sich dieses Geschlecht bald unter die angesehensten 
der Alteingesessenen emporgeschwungen.) Die schon ziemlich bestimmt ent- 
wickelte Gestaltung, welche für Hut und Barett aller künftigen Zeiten als
	        
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