— 64 —
sollte, ihm zum Hohn übersandt hatten — zur offenen Empörung und ver—
scherzte so dem Hause Wettin jenes einflußreiche Amt. Allerdings wären
vielleicht auch die verfügbaren Geldmittel des Fürsten nicht groß genug
gewesen, um auf die Dauer einen Posten halten zu können, der nach jeder
Richtung hin außerordentlicher Aufwendungen bedurfte. Unter Albrechts
Friedenswerken sind die hervorragendsten der Bau der Albrechtsburg zu
Meißen und des Domes zu Freiberg, zwei Perlen der Architektur, die noch
heute allenthalben gerechte Bewunderung erregen. Von dem Böhmenkönige
Georg Podiebrad, dem Vater seiner Gemahlin, erhielt er im Jahre 1466
die Belehnung mit Plauen und dem Vogtlande Plauenschen Teiles, dem
bisherigen Besitz des, schon einmal erwähnten Heinrich, gewesenen Burg-
grafen von Meißen. Wie die Zusammensetzung und Kompetenzregelung der
Beamtenschaft des Landes und die Verwaltung, sowie Rechtsprechung, so
auch hatte unter Ernst und Albert das Münzwesen eine Neuregelung er-
fahren. Bereits Friedrich der Gebissene hatte 1307 an Stelle der alten
dünnen Brakteaten, nach Vorbild der Prager Münze, Heller und Grossi
oder Dickpfennige (Groschen) schlagen lassen, wobei 20 Meißner Groschen
einem Reichsgulden gleich kamen. Im Jahre 1490 wurde der Meißner
Gulden, zu 21 Groschen, eingeführt. Bei einem solchen Aufschwung der
landesherrlichen Stellung gewann auch das Bestreben der Landesfürsten
und der weltlichen Behörden an Boden, welches schon seit dem Baseler
Konzil bei Regelung der hussischen Reformgedanken einzusetzen begonnen
hatte: das Bestreben nach einer gewissen Selbständigkeit der Kirche inner-
halb der einzelnen Länder, unter Anlehnung an die schirmende und teilweise
berufende weltliche Gewalt. Kaemmel in seinem „Gang durch die Geschichte
Sachsens“ drückt dies in den Worten aus: „Die Gründung einer deutschen
Nationalkirche war (schon Mitte des 15. Jahrhunderts) mißlungen, weil
eine kräftige Reichsgewalt nicht mehr bestand; aber die landesherrliche
Schließung der fürstlichen Territorien bereitete sich vor, weil hier eine
wirkliche Staatsgewalt sich zu bilden begann.“
Auf der Rückkehr von Friesland, woselbst er den in der Burg Franecker
eingeschlossenen und hart bedrängten Heinrich befreit hatte, hauchte Albertus
animosus am 12. September 1500 zu Emden seine Heldenseele aus.
Seine edle, fromme, von werktätiger Hilfsbereitschaft stets durchdrungene
Gemahlin Zedena oder Sidonie von Böhmen, Tochter des zum König von
Böhmen gekrönten, berühmten Hussitenführers Georg von Podiebrad, über-
lebte ihn auf ihrem Witwensitze, dem Schlosse zu Tharandt, noch zehn
Jahre. Zum Andenken an diese vorbildliche Fürstin und Stammutter der
Albertinischen Linie des Hauses Sachsen hat König Johann 1870 den
Sidonienorden gestiftet, als Auszeichnung für Verdienste von Frauen und
Jungfrauen um Werke christlicher Barmherzigkeit.
Bevor — da mit dem Fürstenzuge in Dresden, der Hauptstadt der
Albertiner, die Geschichte dieser Linie im Bilde vorgeführt werden
soll — Albrechts Söhne, Georg der Bärtige und Heinrich der Fromme,