Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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hatte. Vom besten Glauben an die Zweckmäßigkeit dieses Schrittes beseelt 
und von dem aufrichtigen Wunsche für das Wohl und Heil Deutschlands 
getragen, hat derselbe dies getan. Er hielt den jungen Karl für edler als 
er war. Übrigens wird dieser Kaiser zu verschieden beurteilt, um ein end- 
gültiges Bild von ihm fehstalten zu können.“) 
Friedrich war tief betrübt, sehen zu müssen, daß Deutschland keinen 
Herrn fand, wie er ihn seinem Vaterlande gewünscht hatte, daß vielmehr 
dieses Deutschland, als Glied des unnatürlichen spanisch-habsburgischen 
Weltreiches, auf Befriedigung seiner nationalen Bedürfnisse durch den 
Herrscher dieses Weltreiches mehr oder weniger zu verzichten hatte. Kurfürst 
Friedrichs Weisheit bestand darin, den großen Gestaltungen der Dinge 
keinen Hemmschuh anzulegen. Weder stürmisch nach vorwärts drängend, 
noch rückwärts aufhaltend, besaß er außer dem Wunsche, sein Sachsenland 
und Sachsenvolk gesegnet und glücklich zu sehen, einen glühenden Patriotismus 
als Deutscher. Die auf dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1500 
beschlossene Einsetzung eines, den jeweiligen König unterstützenden, freilich 
nur zu bald wieder aufgelösten Reichsregimentes, dessen Vorsitz zur Zeit 
er führte, war sein Werk. Eine neue schöne Entwickelung des Deutschen 
Reiches schien durch diese vortreffliche Einrichtung gewährleistet und würde 
nicht ausgeblieben sein, wenn alle von so redlichem Willen und lauterer 
Vaterlandsliebe beseelt gewesen wären, wie Friedrich von Sachsen. Aber 
der Sonderpolitik des Hauses Habsburg war alles dies ein Dorn im Auge. 
Zwar heuchelte der schlaue Spanier im Anfange seiner Regierung Verehrung 
und Dankbarkeit für den sächsischen Kurfürsten — dadurch bei der ganzen 
Nation sich beliebt machend —, doch sobald er fest im Sattel saß, trat seine 
wahre Gesinnung zu Tage. Er brachte es nicht allein dahin, daß das 
Reichsregiment im Jahre 1521 als nur für die Dauer der Abwesenheit des 
Kaisers bestimmt erklärt, erst lahm gelegt wurde und 1523 seine Endschaft 
erreichte, sondern richtete seinen Haß ganz direkt gegen das ihm zu mächtig 
und seinen Plänen gefährlich erscheinende Haus Wettin. Leider gab die 
durch die Teilung von 1485 hervorgerufene Spaltung desselben in zwei 
regierende Linien eine nur zu willkommene Handhabe, erst unmerklich, dann 
immer offenkundiger einen Keil dazwischen zu treiben, mit der unverhohlenen 
Absicht, das Ganze zu sprengen. 
Von dem Standpunkte aus, diese Sachlage, nämlich die Gefährdung 
Sachsens und seines Fürstenhauses, sowie die Gefährdung nicht nur der 
18) Nach dem Grundsatze Audiatur et altera pars, d. h. beide Parteien sprechen zu 
lassen, sei erwähnt, daß in Weises Museum für Sachsische Geschichte die „Gelindigkeit 
Kaiser Karls V. gegen die Protestanten“ hervorgehoben wird. Hierauf bezüglich habe z. B. 
sogar Melanchthon gesagt: Lange schon suchten die Päpste in Deutschland einen bürgerlichen 
Krieg zu entzünden, um die neue Lehre mit dem Schwerte auszurotten. Aber der Kaiser 
wollte das Vaterland schonen und lieber die Religionsstreitigkeiten dem Herkommen gemäß 
durch eine Kirchenversammlung entscheiden lassen. Diese Ansicht war den Päpsten zuwider, 
weil sie durch öffentliche Aufdeckung und Besprechung der Mißstände und die offene Aus- 
sprache frommer und gelehrter Männer für den Bestand ihrer Sache fürchteten.
	        
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