werdenden Universität Leipzig, deren Studentenmaterial zur Freude der
weit und breit glänzenden Professoren ein immer besseres wurde Selbst-
verständlich trug dies seinen Segen überall hin, und ward für den gesamten
Staat um so mehr von weittragendem Nutzen, als die neue Zeit immer
größere Anforderungen an die Beamtenschaft stellte, welche ihrerseits, den
wachsenden Bedürfnissen der Staatsverwaltung entsprechend, eine von Jahr
zu Jahr zunehmende Vermehrung erfahren mußte.
Aus dieser Erwägung heraus und in dem Sinne, den der Geheime Rat
von Carlowitz in des Kurfürsten Namen aussprach: „Man muß die gute
Zucht bei der Jugend anfahen, und solche zum Guten leiten, denn ein
alter Hund ist böse bändig zu machen“", gründete Moritz im Jahre 1543
die drei Landesschulen zu Meißen, Pforta und Merseburg. Zur Erinnerung
an die Huld des Fürsten, der sie ins Leben gerufen hatte, und zum fort-
währenden Ansporn dankbarer Gesinnung gegen das Fürstenhaus überhaupt,
erhielten diese Schulen den Namen „Fürstenschulen“. Sie waren die ersten
und einzigen Staatsschulen. Diejenige zu Merseburg wurde sieben Jahre
später nach Grimma verlegt und hat im Jahre 1900 am 20. September
ihr 350 jähriges Jubiläum gefeiert,5) wie am 3. Juli 1903 in Anwesenheit
des Königs Georg die zu Meißen unter dem Rektorat Peter ihre
360. Gründungsfeier.
Die besonders von des hochseligen Königs Albert Majestät zu wieder-
holten Malen als „eine der segensvollsten Regierungshandlungen seines
erlauchten Ahnen, des Kurfürsten Moritz“, bezeichneten Fürstenschulen und
der Geist, der von ihnen ausgeht, werden hoffentlich auch in der Zukunft
eine niemals versiechende Lebensdauer haben. Dies ist um so mehr zu hoffen
und mit Bestimmtheit zu erwarten, als König Albert persönlich und aus-
55) Bei dieser erhebenden Feier, die durch die Anwesenheit Seiner Majestät des
Königs Albert ausgezeichnet worden ist, hob Se. Excellenz der Kultusminister von Seydewitz
hervor, wie der erlauchte weitsichtige Stifter, Kurfürst Moritz, die Aufgabe dieser Schule
wörtlich dahin gekennzeichnet habe, „daß hier die Jugend zu Gottes Lobe und im Gehorsam
erzogen, in denen Sprachen und Künsten und dann vornehmlich in der heiligen Schrift
unterrichtet werde, damit es mit der Zeit an Kirchendienern und anderen gelahrten Leuten
nicht Mangel gewinne“, und daß die Schule selbst von Anbeginn ihres Seins an, ihre
Lebensaufgabe in die drei Worte zusammengefaßt habe, welche zu ihrem und ihres Schaffens
Ruhm weithin mit ihrem Glanze leuchten: Pietati, Virtuti, Doctrinaec.
„Wir freuen uns,“ sagte der Herr Minister unter anderem im weiteren Verlaufe seiner
Rede, „daß durch den ganzen Geist, der durch diese ehrwürdige Schule weht, und die Taten,
in die derselbe sich je und je umgesetzt hat, der Beweis erbracht ist, daß das klassische
Altertum, richtig gelehrt und richtig gelernt, noch immer eine gute fruchtbringende Vor-
schule für das Leben, — auch für das vielgestaltige allerwärts mächtig und ungestüm vor-
wärts dringende Leben der Gegenwart — sein kann.“ übrigens sind berühmte und
bekannte Männer in großer Anzahl aus diesen Fürstenschulen hervorgegangen. Im ersten
Vierteljahrhundert ihres Bestehens (1568) ward z. B. der nachmalige Kanzler Nikolaus
Krell unter die Schar der Grimmenser aufgenommen. Dessen zänkisches und tyrannisches
Wesen gab einst seinem Lehrer die Veranlassung zu den Worten: Tu eris aliquando
Pestis patriae. (Du wirst einmal das Verderben des Vaterlandes sein.)