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Mercy, feinen Bemühungen den gehörigen Nahdrudf zu geben.
Am 2. Mai waren bereitd den Belagerern alle Streihiwehren
benommen und die Thürme der Ringmauer eingefchloffen ;
auh war die Befagung fchon theild durd die frühern haus
figen Ausfälle, theild durd Krankheiten bid auf 600 Mann
herabgefhmolzen; die Lebenämittel fehlten bergeftalt, daß ver
Commandant fid genöthigt fah, einen Theil der Gefangenen
ohne Ranzion frei zu geben, um fie nur nicht verhungern
zu laffen. Seldmarihall Mercy fah diefes für eine Cour:
toifie an und wollte eine gleiche Anzahl gefangener Sranzofen
frei faffen, allein diefe weigerten fib, in die Stadt zurüd:
zufehren, weil fie die Hungerönotl, in Ueberlingen fannten.
Deito eifriger befhoß Mercy jebt die Etadt, und als er mit
feinen Approden am 9. Mai bid an den Graben gelangt
war, jo ließ er fofort die Brefchbatterie errichten; fhon am
folgenden age war eine gangbare Brefhe von 30 Ellen
Weite gelegt, worauf ter Sturm vorbereitet ward. Ehe jebod
der Anlauf gefhah, ließ Mercy den DVicomte zur Llebergabe
auffordern, wobei er demfelben glimpflide Bedingungen ver:
fprah. Der Unfall, welder die franzöfifh-weimarifhe Armee
bei Tuttlingen betroffen hatte und die daraus folgende Uns
wahrfheinficheit des Entfages, die Schwäche der Befagung
und der Mangel an Lebensmitteln beftimmten ven Grafen
Courval, die angebotene Bapitulation am 10. Mai anzuneh-
men. Er erhielt freien Abzug mit Gepäd und Waffen, dod
ohne Gelhis, nah Lauffenburg..e Mangel an Transport:
pferden verzögerten den Ausmarfh der nur noch 550 Mann
ftarfen Befagung bis zum 12. Mat. Feldmarfhall Mercy
ernannte den verbienftvollen eneralquartiermeifter von Hol
zum Commandanten von Lleberlingen und befegte diefe Stadt
mit beffen eigenem Regimente.
Diefe Belagerung hatte den Frangofen über 700, ben
Bayern aber nur 400 Mann gefoftet*).
*) Rothenburg 750752.