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am meisten gewisse philanthropische Gesellschaften unseres
Jahrhunderts an. Dieselben haben sich sämtlich den „schwar-
zen Erdtei“ zum Arbeitsfeld auserschen und sich die Ver-
besserung des Looses der Neger zum einzigen oder haupt-
Sächlichen Ziel gesteckt.
Im Jahr 1816, kurz nachdem der Wiener Kongress über
den afrikanischen Sklavenhandel die internationale Acht der
europäischen Staaten ausgesprochen hatte, bildete sich in
Washington eine private Vereinigung edeldenkender Menschen-
freunde unter dem Namen der „American Colonisation So-
ciety for the establishment of free men of colour of the
United States.“ Dieser Verein wollte, wie in seinem Namen
ausgedrückt war, befreiten Negersklaven der Vereinigten
Staaten, die hier rechtlich und gesellschaftlich eine gedrückte
Stellung einnahmen, durch Ansiedelung in ihrem alten Hei-
matlande die Möglichkeit freier politischer und sozialer Ent-
wickelung verschaffen. Nach mehreren fehlgeschlagenen Ver-
suchen gelang es endlich der Gesellschaft im Jahr 1821, an
der westafrikanischen Pfefferküste ein beträchtliches Gebiet
mit vollem Hoheitsrecht von den eingeborenen Häuptlingen
zu erwerben. Auf diesem Territorium wurden von den Ver-
einigten Staaten herübergebrachte freie Neger angesiedelt und
die Grundlagen zu einem staatlich organisierten Gemeinwesen
gelegt, welches längere Zeit unter der Leitung der Gesell-
schaft blieb und von dieser durch reichliche Geldbeiträge ge-
stützt wurde. Die mittlerweile rasch entwickelte und staat-
lich konsolidierte Kolonie erklärte sich im Jahr 1830 unter