Albrecht Dürer. 103
Figuren mit bewundernswürdiger Richtigkeit zeichnete: so gab
ihn sein Vater zu dem Maler Mich. Wohlgemuth in die
Lehre. Albrecht übte sich in seiner dreijährigen Lehrzeit nicht
bloß im Zeichnen und Malen, sondern auch im Kupferstechen
und Holzschneiden. Nach der Lehrzeit schickte ihn sein Vater auf
Reisen, und Albrecht zog durch Deutschland nach den Nieder-
landen und dann nach Venedig. Als er nach vier Jahren zu-
rückgekehrt war, machte er sich in Nürnberg als Maler ansäßig,
und verehelichte sich mit einer Bürgerstochter. Seine Frau war
aber mürrisch, zänkisch, geizig, herrschsüchtig, unverständig und
doch hochmüthig; sic verbitterte ihm wahrhaft das Leben und
trieb den ohnehin schon fleißigen Mann zu der angestrengtesten
Arbeit an. Im Jahre 1505 reisete er zur Erheiterung und
Belehrung nach Venedig, übte sich fleißig und erntete große Ehreé.
In Bologna nahm er Unterricht in der Perspective, und als er
nach Nürnberg wieder zurückgekehrt war, setzte er sein thätiges
Künstlerleben in steter Ausbildung und Vervollkommnung fort
und zeichnete sich als Maler, Zeichner, Kupferstecher und Form-
schneider, so wie als Bildschnitzer so aus, daß er wahrhaft als
Vater der deutschen Maler, der die Römer sogar in manchen
Stücken übertraf, gerühmt werden darf. In seiner Jugend
liebte er die bunte Darstellung, jenes Wechselspiel der Farben,
welches das Auge leicht besticht; aber je älter er wurde, desto
mehr richtete er sein Augenmerk auf Kraft, Würde und Ein-
fachheit der Darstellung, und zeigte als Bildnißmaler in dem
Ausdrucke der Köpfe und in größeren geschichtlichen Entwürfen
durch treue Naturauffassung und eine bis in das Einzelnste
gehende Ausarbeitung seine vollendete Meisterschaft. Seine
Werke waren der wahre Ausdruck seiner Seele.).
" *) Er schrieb eine Unterweisung der Messung mit dem Zirkel und Richt-
scheit in Linien, Ebenen und ganzen Körpern, und gab darin zugleich
eine Anweisung zur Optik. Sein Unterricht zur Befestigung der
Städte, Schlösser und Flecken ist so gründlich gedacht und geschrieben,
daß er beinahe allen nachfolgenden ähnlichen Werken zum Muster
diente. Besonders wichtig erschien seine Schrift: Vier Bücher von
menschlicher Proportion. Sein Freund, der gelehrte Wilibald
Pirkheimer, verfaßte zu Dürers Werken vie Vorreden.