Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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lande erweisest. Deine ehrlichen Vorfahren sind keine solche Mischmäscher ge- 
wesen, wie ihr fast miteinander jetzt sed Ihr mehr als unvernünftigen 
Nachkömmlinge! Welches unvernünftige Tier ist doch, das dem anderen zu Ge- 
fallen seine Sprache und Stimme änderte? Hast du je eine Katze dem Hund 
zu Gefallen bellen, einen Hund der Katze zu Liebe miauen hören? Nun sind 
wahrhaftig ein deutsches festes Gemüt und ein schlüpfriger, welscher Sinn anders 
nicht als Hund und Katze gegeneinander geartet, und gleichwohl wollt ihr, un- 
verständiger als die Tiere, ihnen wider allen Dank nacharten? Hast du je einen 
Vogel blöken und eine Kuh pfeifen hören? Und ihr wollt die edle Sprache, die 
euch angeboren, so gar nicht in Obacht nehmen in eurem Vaterlande? Pfuit dich 
der Schande! ... Ich meine, der ehrliche deutsche Michel habe euch Sprach- 
verderbern, Welschen, Kortisanen, Konzipisten, Kanzlisten, die ihr die alte Mutter- 
sprache mit allerlei fremden, lateinischen, welschen, spanischen und französischen 
Wörtern so vielfältig vermischt, verkehrt und zerstört, so daß ihr sie selbst nicht 
mehr gleich sehet, die deutsche Wahrheit gesagt! 
Ihr bösen Deutschen, man sollt' euch peitschen, 
Daß ihr die Muttersprach' so wenig ach"'. 
Ihr lieben Herrn, das heißt nicht mehren, 
Die Sprach’' verkehren und zerstören! 
131. 
Hexenverfolgungen. 
A. Ein Hexenprozeß. 
Quelle: Die im Anfange des 17. Jahrhunderts bei dem Magistrat der 
Stadt Hannover gegen zauberische Weiber“ geführten Inquisitionen. 
Fundort: Archiv des Historischen Vereins für Niedersachsen. Hannover 1850. S. 322—24. 
Im Jahre 1605 kam Anne Behren und berichtet, daß, als ihr Vater in 
Kurt von Wildheims Hause in der Seilwinderstraße gegen der alten Strackschen 
über gewohnt, dessen Kühe eine Zeitlang keine Milch hätten geben wollen, sei 
sie deshalb mit der Magd in den Stall gegangen, und es wäre ein Ding, so an- 
zusehen gewesen wie eine Ente, herausgekommen, über den Hof in die Gosse ge- 
laufen und, wie sie nebst der Magd nachher, da sie auf die Straße gegangen, 
bemerkt, in der alten Strackschen Haus gelaufen. Diedrich Wedekind berichtet, daß, 
als er der Strackschen seinen Boden nicht vermieten wollen, und selbige deswegen 
zornig sein Haus verlassen, es seiner Frau sofort in die Beine geschossen sei, die- 
selbe habe seitdem immer gekranket, sei auch vor wenig Tagen gestorben und 
habe in ihren letzten Stunden geäußert, daß niemand als die Stracksche an ihrem 
Tode schuld sei. Ebenso sei Berend Esbek seit langer Zeit an Händen und Füßen 
geschwollen und habe von den Fußsohlen bis an den Leib fast viele Löcher, was 
auch die Stracksche verursacht haben sollte. Kurt Herbst berichtet, er habe einstens 
seine Tochter auf den Markt geschickt, um Eier einzukaufen, ihr jedoch verboten, 
von der Strackschen zu kaufen; diese habe seiner Tochter, weil sie nicht von ihr 
gekauft, gesagt, sie wollte es ihr gedenken. Kaum drei Tage darauf habe sie auch
	        
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