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Da tat er dem Kampfe Einhalt, brachte das Volk in seine Gewalt und kehrte in
Frieden heim. Der Königin aber erzählte er, wie er Christi Namen angerufen
und so den Sieg gewonnen habe. Das geschah im fünfzehnten Jahr seiner
Regierung.
31. Darauf ließ die Königin heimlich den Bischof von Reims, den heiligen
Remigius, rufen und bat ihn, er möchte das Wort des Heils dem Könige zu
Herzen führen. Der Bischof aber beschied ihn im geheimen zu sich und fing an,
ihm anzuliegen, er solle an den wahren Gott, den Schöpfer Himmels und der
Erde, glauben und den Götzen den Rücken wenden, die weder ihm, noch anderen
helfen könnten. Jener aber sprach: „Gern würde ich, heiligster Vater, auf dich
hören; aber eins macht mir noch Bedenken: Das Volk, das mir anhängt, duldet
nicht, daß ich seine Götter verlasse. Doch ich gehe und spreche mit ihm nach deinem
Wort.“ Als er darauf mit den Seinigen zusammentrat, rief alles Volk zur selben
Zeit, noch ehe er den Mund auftat — denn die göttliche Macht kam ihm zuvor:
„Wir verlassen die sterblichen Götter, gnädiger König, und sind bereit zu folgen
dem unsterblichen Gott, den Remigius verkündet.“ Solches wurde dem Bischof ge-
meldet, und er befahl hocherfreut, das Taufbad zu bereiten. Mit bunten Decken
wurden nun die Straßen behängt, mit weißen Vorhängen die Kirchen geschmückt,
der Taufstein in Ordnung gebracht; Wohlgerüche verbreiteten sich; es schimmerten
hell die duftenden Kerzen, und das ganze Heiligtum über dem Taufstein!) wurde
von himmlischem Wohlgeruch erfüllt, und solche Gnade ließ Gott denen zuteil
werden, die damals gegenwärtig waren, daß sie meinten, sie seien versetzt in die
Wohlgerüche des Paradieses. Zuerst verlangte der König, vom Bischof getauft zu
werden. Er ging, ein neuer Konstantin, zum Taufbade hin, sich rein zu waschen
von dem alten Aussatz und sich von den schmutzigen Flecken, die er von
alters her gehabt, im frischen Wasser zu reinigen. Als er aber zur Taufe
hintrat, redete ihn der Heilige Gottes mit beredtem Munde also an: „Beuge
still deinen Nacken, Sicamber 2), verehre, was du verfolgtest, verfolge, was du
verehrtest.“.
Also bekannte der König den allmächtigen Gott als den dreieinigen und ließ
sich taufen 3) im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und
wurde gesalbt mit dem heiligen Ol unter dem Zeichen des Kreuzes Christi. Von
seinem Gefolge wurden aber getauft mehr als dreitausend.
1) Die Taufe erfolgte nicht durch Benetzen des Kopfes, sondern durch dreimaliges
Untertauchen des Täuflings im Taufbade, über dem eine besondere Kirche, das Baptisterium,
erbaut war.
:) Die Sugambrer (entstellt Sicambrer) haben seit dem Jahre 8 v. Chr., wo Tiberius
sie von der Sieg auf das linke Rheinufer verpflanzte, aufgehört, ein Volk zu sein. Die
Erinnerung an das wehrhafte Volk war jedoch bei Franken und Römern so eingewurzelt,
daß der Name, mochte er auch keine ethnographische Bedeutung mehr haben, doch zu
einer gehobenen, rhetorisch-poetischen Bezeichnung der niederrheinischen Germanen wurde.
:) Die Bedrängnisse in der Alemannenschlacht, sowie die persönlichen Einflüsse seiner
Frau haben bei der Bekehrung unzweifelhaft mitgewirkt; sicherlich waren es aber nicht
die einzigen Beweggründe. Politische Rücksichten, die sich aus seinem Verhältnis zu der
einflußreichen Geistlichkeit und den arianischen Nachbarstaaten ergaben, haben gewiß die
Hauptrolle gespielt.