Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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daß die Heiligkeit des Tempelbezirks entweiht oder verletzt werde, selbst nicht an 
Feinden. Außerdem war den Slawen eine unersättliche Wildheit angeboren; 
unstet umherschweifend beunruhigten sie die Nachbarländer zu Wasser und zu 
Lande. Auf wieviele Arten sie die Christen zu töten pflegten, ist schwer zu er— 
zählen, da sie den einen die Eingeweide aus dem Leibe rissen und sie um einen 
Pfahl wickelten, die anderen aber ans Kreuz schlugen, um das Zeichen unserer 
Erlösung zu verhöhnen. Sie verurteilten nämlich die größten Verbrecher zum 
Kreuzestode. Die aber, die sie um des Lösegeldes willen in Gefangenschaft 
halten, peinigen sie mit solchen Qualen und fesseln sie so eng und drückend, daß, 
wer es nicht weiß, es kaum glauben kann. 
2. 
Karls des Großen Zug gegen die Wilzen. 
789. 
Quelle: Einhard, Jahrbücher. Zu 789 (Lateinisch)t). 
Übersetzung: Otto Abel und Wattenbach, Einhards Jahrbücher. 2. Aufl. Leipzig 1885. 
(Gesch. d. d. V. 2. Ausg. Bd. 17.) S. 86 und 87. 
Es gibt in dausschland ein sklavenisches Volk, das am Strande des Meeres 
wohnt und in seiner eigenen Sprache die Welataben, auf fränkisch aber die 
Wilzen heißt. Dasselbe war von jeher feindselig gegen die Franken, verfolgte seine 
Nachbarn, die den Franken unterworfen oder verbündet waren, mit Haß und 
suchte sie unaufhörlich mit Krieg heim. Solchen Übermut glaubte der König nicht 
länger dulden zu dürfen und beschloß, die Wilzen zu bekriegen. Er bot eine große 
Heeresmacht auf und setzte bei Köln über den Rhein. Von da zog er durch 
Sachsen, schlug, als er an die Elbe gekommen war, an ihrem Ufer ein Lager 
und dann zwei Brücken über den Strom, von denen er die eine an beiden Enden 
durch Verschanzungen und eine hineingelegte Besatzung schirmen ließ. Hierauf 
setzte er über den Fluß, rückte mit seinem Heere in das Land der Wilzen ein 
und ließ alles mit Feuer und Schwert verwüsten. Das Volk der Wilzen ver- 
mochte, obwohl kriegerisch und auf seine große Zahl pochend, den Ungestüm des 
königlichen Heeres nicht lange auszuhalten, und sobald man vor die Stadt des 
Dragawit) kam, der von den übrigen Wilzenfürsten durch den Adel seines Ge- 
schlechtes, wie durch die Würde des Alters weit hervorragte, erschien dieser mit 
allen seinen Leuten vor dem König, stellte die verlangten Geiseln und versprach 
eidlich, dem König und den Franken treu und gehorsam zu sein. Seinem Beispiel 
folgten alle übrigen Fürsten und Häuptlinge der Slawen und unterwarfen sich der 
Herrschaft des Königs. Nachdem er nun dieses Volk unterjocht und die Geiseln, 
die er gefordert, in Empfang genommen hatte, zog er auf dem nämlichen Wege, 
den er gekommen war, wieder an die Elbe, führte sein Heer über die Brücke 
zurück und kehrte dann, nachdem er noch die sächsischen Angelegenheiten, so gut es 
die Zeit erlaubte, in Ordnung gebracht hatte, ins Frankenland heim und feierte in 
der Stadt Worms Weihnachten und Ostern. 
24. Heinrich I. sichert sein Land. (Teil I. Nr. 35.) 
2b. Ottos I. Sieg über die Wenden. (Teil I. Nr. 41.) 
1) Über diese Jahrbücher vgl. Teil I. S. 49. Anm. 1. 
:) Wahrscheinlich an der Havel, nördlich von Brandenburg.
	        
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