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2. Quelle: Schreiben des Königs an seinen Minister von Podewils
vom 16. Dez. 1740.
lbersetzung: G. Mendelssobn-Bartholdy a. a. O. S. 130.
Schweidnitz, den 16. Dez. 1740.
Mein lieber Podewils! Ich habe den Rubikon überschritten mit fliegenden
Fahnen und unter dem Schlag der Trommeln. Meine Truppen sind voll guten
Willens, die Offiziere voll Ehrgeiz, und unsere Generale dürsten nach Ruhm.
Alles wird nach unseren Wünschen gehen, und ich habe Ursache, alles mögliche
Gute von dieser Unternehmung zu erwarten.
Schicken Sie mir Bülowi), sagen Sie ihm viel Liebes und lassen Sie ihn
seines Herrn eigenen Vorteil sehen, kurz, benützen wir die Kenntnis des mensch-
lichen Herzens, lassen wir zu unsern Gunsten das Interesse, den Ehrgeiz, die
Liebe, den Ruhm und alle Triebfedern, welche die Seele bewegen können, wirken.
Entweder will ich untergehen oder Ehre von diesem Unternehmen haben; mein
Herz sagt mir das Beste von der Welt voraus, kurz, ein gewisser Instinkt, dessen
Grund uns unbekannt ist, verkündigt mir Glück und Erfolg, und ich würde
nicht wieder in Berlin erscheinen, ohne mich des Blutes würdig gemacht zu
haben, aus dem ich stamme, und der tapferen Soldaten, die ich die Ehre habe
zu befehlen." Leben Sie wohl, ich empfehle Sie der Obhut Gottes.
Friedrich.
54.
Letztwillige Verfügungen des Königs vor seinem ersten Zusammen=
treffen mit dem Feinde.
1741.
Quelle: Schreiben des Königs an seinen Bruder, den Prinzen
August Wilhelm:?).
Übersetzung: G. Mendelssohn-Bartholdy a. a. O. S. 134.
Pogarell, den 8. April 1741.
Teuerster Bruder, der Feind ist eben in Schlesien eingerückt; wir sind
nicht mehr als eine Viertelmeile von ihm entfernt. Der morgende Tag muß
also über unser Schicksal entscheiden. Wenn ich sterbe, vergessen Sie nicht
einen Bruder, der Sie immer sehr zärtlich geliebt hat. Ich empfehle Ihnen für
den Fall, daß ich sterbe, meine teuerste Mutter, meine Diener und mein erstes
Bataillon.
Erinnern Sie sich meiner stets, aber trösten Sie sich über meinen Verlust;
der Ruhm der preußischen Waffen und die Ehre meines Hauses heißen mich
handeln und werden mich bis zu Meinem Tode leiten. Sie sind mein einziger
Erbe, ich empfehle Ihnen für den Fall, daß ich sterbe, diejenigen, welche ich
1) Der sächsische Gesandte in Berlin.
*:) Prinz August Wilhelm, geb. 1722. Er erhielt nach der Schlacht bei Kolin das
Kommando über die geschlagene Armee, um mit ihr die Elblinie zu decken. Er entsprach
den Erwartungen des Königs nicht und nahm, nachdem der König ihn im Lager bei
Bautzen am 29. Juli 1757 seine Ungnade hatte fühlen lassen, am 30. Juli seinen Ab-
schied. Er starb am 12. Juni 1758 zu Oranienburg. "
W u. O Heinze-Kinghorst, Quellenlesebuch, 11. 7