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Schärer und ich einander zitternd und totenblaß an und flüsterten einander in die
Ohren: „Die Barbaren!“ Was hiernächst auch auf dem Exerzierplatze vorging,
gab uns zu ähnlichen Betrachtungen Anlaß. Auch da war des Fluchens und Kar-
batschens kein Ende. Wir selber zwar waren immer von den ersten auf der Stelle
und tummelten uns wacker. Aber es tat uns nicht minder in der Seele weh,
andere um jeder Kleinigkeit willen so unbarmherzig behandelt und uns selber
jahrein, jahraus so geschunden zu sehen, oft ganzer fünf Stunden lang in unserer
Montur eingeschnürt wie geschraubt stehen, in die Kreuz und Quere pfahlgerad
marschieren und ununterbrochen blitzschnelle Handgriffe machen zu müssen, und das
alles auf Geheiß eines Offiziers, der mit einem wütenden Gesichte und auf-
gehobenem Stocke vor uns stand und alle Augenblicke wie unter Kohlköpfe drein
zu hauen drohte. Bei solcher Behandlung mußte auch der Starknervigste halb
lahm und der Geduldigste rasend werden. Und kamen wir dann todmüde ins
Quartier, so ging's schon wieder über Hals und Kopf, unsere Wäsche zurecht-
zumachen und jedes Fleckchen auszumustern; denn bis auf den blauen Rock war
unsere ganze Uniform weiß. Gewehr, Patronentasche, Koppel, jeder Knopf an der
Montur, alles mußte spiegelblank geputzt sein. Zeigte sich an einem dieser Stücke
die geringste Untat, oder stand ein Haar in der Frisur nicht recht, so war, wenn
man auf den Platz kam, die erste Begrüßung eine derbe Tracht Prügel.
58.
Der König zieht in den großen Krieg.
1757.
Quelle: Geheime Instruktion des Königs für den Staatsminister
Grafen Finkenstein, seinen Jugendfreund.
Übersetzung: G. Mendelssohn-Bartholdy a. a. O. S. 30—304.
Berlin, den 10. Januar 1757.
In der entscheidenden Lage, in der sich unsere Verhältnisse befinden, muß ich
Ihnen meine Weisungen geben, damit Sie in allen Unglücksfällen, die sich mög-
licherweise ereignen, ermächtigt sind zu Schritten, die getan werden müssen.
Wenn, was der Himmel verhüte, eine meiner Armeen in Sachsen gänzlich
geschlagen werden sollte, oder falls die Franzosen die Hannoveraner aus ihrem
Lande vertrieben, sich festsetzten und uns mit einem Einfalle in die Altmark be-
drohten oder die Russen durch die Neumark vordrängen, so müssen die königliche
Familie, die obersten Gerichte, die Minister und das General-Direktorium ge-
rettet werden. Werden wir in Sachsen von Leipzig her geschlagen, so ist der ge-
eignetste Ort für die Unterbringung der Familie und des Schatzes Küstrin; in
diesem Falle sollen die königliche Familie und alle oben Genannten unter dem Ge-
leite der ganzen Garnison sich nach Küstrin begeben. Wenn die Russen durch die
Neumark eindrängen oder uns ein Unglück in der Lausitz zustieße, so soll sich alles
nach Magdeburg begeben. Der letzte Zufluchtsort ist endlich Stettin; jedoch soll
man dorthin nur im äußersten Notfalle gehen. Die Garnison, die königliche
Familie und der Schatz sind unzertrennlich und bleiben stets beieinander. Hinzu-
nehmen soll man die Krondiamanten und das Silberzeug der großen Säle, die im
gleichen Falle ebenso wie das vorhandene Gold unverzüglich eingemünzt werden
sollen. «