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Verbündeter sein; fügen Sie hinzu: unsere Arme, unsere Beine, Wachsamkeit,
Tapferkeit und Ausdauer .
14.
An den englischen Minister Pitt.
Kunzendorf, 3. Juli 1761.
. . . Zwei Triebfedern bestimmen mein Handeln: die eine ist das
Ehrgefühl und die andere das Wohl des Staates, den der Himmel mir
zum Regieren gegeben hat. Sie schreiben mir zwei Gebote vor: einmal, nie etwas
zu tun, worüber ich zu erröten hätte, wenn ich meinem Volke Rede stehen müßte,
und sodann: für meines Vaterlandes Heil und Ruhm den letzten Tropfen meines
Blutes hinzugeben. Mit solchen Grundsätzen weicht man seinen Feinden nie; mit
solchen Grundsätzen hielt Rom sich aufrecht gegen Hannibal nach der Schlacht von
Kannä; mit solchen Grundsätzen behauptete sich Eure große Königin Elisabeth gegen
Philipp II. und die unüberwindliche Flotte; mit solchen Grundsätzen hat Gustav
Wasa Schweden aufgerichtet und den Tyrannen Christian aus dem Lande ge—
jagt, und mit gleicher Seelengröße, Tapferkeit und Ausdauer haben die Prinzen
von Oranien die Republik der Niederlande gegründet. Das sind die Vorbilder,
denen ich zu folgen entschlossen bin. Sie selbst haben Gefühl für das Große und
Erhabene; verwerfen Sie meine Wahl, wenn Sie können
16.
An den Marquis d'Argens.
Breslau, 18. Januar 1762.
Jnch mache eine Schule der Geduld durch, eine harte, lange, grausame, ja
sogar barbarische. Ich habe mich meinem Schicksal nicht entziehen können; alles,
was menschliche Voraussicht angeben konnte, ist angewendet worden, und nichts ist
geglückt. Wenn das Glück fortfährt, sich so erbarmungslos von mir abzuwenden,
werde ich ohne Zweifel unterliegen; es allein kann mich noch aus der Lage
ziehen, in der ich mich befinde. Ich rette mich daraus, indem ich das Weltall
im Großen betrachte wie von einem entfernten Planeten aus; dann erscheinen
mir alle Gegenstände unendlich klein, und ich bemitleide meine Feinde, daß sie
sich so viel Aufregung machen wegen einer so geringen Sache. Was würde aus
uns ohne die Philosophie, ohne Nachdenken, ohne Lossagung von der Welt und
ohne jene vernünftige Verachtung der frivolen, vorübergehenden und flüchtigen
Dinge, welche deren genauere Erkenntnis uns einflößt, während Habsüchtige und
Ehrgeizige großen Wert auf sie legen, weil sie sie für feste und dauerhafte Güter
halten. Das ist die Frucht, die man aus der Schule des Unglücks gewinnt: „Das
nenne ich vernünftig werden durch Stockschläge,“ werden Sie sagen; allein wenn
man nur weise wird, was liegt daran, wie?
Ich lese viel; ich verschlinge meine Bücher, das verschafft mir heilsame Zer-
streuung. Wenn ich sie nicht hätte, ich glaube, die Hypochondrie hätte mich ins
Irrenhaus geführt. Mit einem Wort, lieber Marquis, wir leben in verdrießlichen
Zeiten und in verzweifelten Verhältnissen; ich besitze alle Eigenschaften eines
Helden der Tragödie, immer in Gefahr, immer bereit zu sterben. Es ist zu hoffen,
daß die Peripetie kommt, und wenn nur das Ende des Stückes glücklich ist, wird
man gern das Vergangene vergessen