Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Mechthilde erzog die Söhne. Diese Frau blieb unverzagt trotz der vielen Gewalt- 
tätigkeiten ihrer Adeligen und des Herzogs von Sachsen; sie übernahm die Vor- 
mundschaft wieder, die der Graf Heinrich von Anhalt geführt hatte, und regierte 
die Mark mit klugem Geiste. Sie wohnte in Salzwedel und wurde sehr alt, so 
daß sie noch die Kinder ihrer Kinder, nämlich die Söhne und Töchter ihrer 
Tochter Mechthilde, Herzogin von Braunschweig, und die ihrer Söhne Johann 
und Otto pflegen konnte. Nachdem die vorgenannten Brüder Johann und Otto 
herangewachsen waren, lebten sie freundschaftlich und in herzlicher Einigkeit mit- 
einander; sie bekämpften zusammen die Feinde, erwarben gemeinsam Freunde, 
erweiterten ihre Länder und vermehrten ihre Einkünfte. Von Herrn Barnim er- 
hielten sie die Länder Barnim und Teltow und mehrere andere Gebiete. Sie 
kauften das Ukerland bis an die Welse) 1. Dazu gewannen sie Schlösser und 
Vogteien und bauten Berlin, Straußberg, Frankfurt, Neu-Angermünde und noch 
viele andere Orte. Indem sie wüste Landstriche in ertragreiches Ackerland ver- 
wandelten, hatten sie Überfluß an allen Gütern. Dem heiligen Amte waren sie 
mit Eifer ergeben und siedelten mehrere Mönchsorden in ihren Gebieten an. 
Im Jahre 1258 teilten die beiden Brüder Johann und Otto ihre Länder 
unter sich in Gegenwart des Bischofs Heinrich von (7) vom Orden der Prediger- 
mönche ) und anderer geistlicher Herren, Mönche, wie Weltgeistliche. Dabei wurde 
die Bedingung gestellt: Wenn ein Teil minder gut sein sollte, so soll er aus den 
nicht geteilten Gütern, deren mehrere übrig blieben, dem anderen gleichwertig ge- 
macht werden. 
Nachdem daher von den Sachverständigen erkannt worden war, daß der Teil 
Ottos geringeren Wert hatte, zwar nicht an Einkünften, wohl aber an Holzungen 
und Weiden und der Güte der Ländereien, wurde die Gleichheit hergestellt. Und 
da Johann auch 100 Ritter mehr hatte als Otto, wurden diesem noch Schloß und 
Land Lebus, sowie Burg und Grafschaft Alvensleben, die sie von Halberstadt er- 
worben hatten, überwiesen. 
Als im Jahre 1260 noch 1200 Frustens) Einkünfte zur Teilung unter die 
Brüder Johann und Otto gelangten, wählte sich Johann die Altstadt Branden- 
burg mit ihrem Bezirk aus und überließ seinem Bruder Otto die Neustadt Bran- 
denburg mit ihrem Bezirk. Von jetzt an führten sie gesonderte Haushaltungen, 
nachdem sie sich bislang während beinahe 50 Jahre durch gemeinsame Ausgaben 
erhalten hattten 
Im Jahre 1266 starb der Markgraf Johann von Brandenburg und wurde im 
Zisterzienserkloster Chorin begraben, das er gegründet und mit vielen Gütern aus- 
gestattet hattee. 
Im Jahre 1267 ist auch Markgraf Otto III. in Brandenburg, während er die 
heilige Messe anhörte, in Gegenwart vieler Mönche am Tage des heiligen 
Hause Lützelburg gehörte, fügte er auch eine Geschichte der Mark ein. Hierzu benutzte er 
mehrere Aufzeichnungen aus dem 13. Jahrhundert, die in Ur- und Abschrift heute ver- 
loren gegangen sind. Gerade durch Pulkawas Benutzung sind uns diese Quellen für die 
älteste brandenburgische Geschichte, wenn auch nur im Auszuge, erhalten. Die aus ihnen 
genommenen Abschnitte reichen bis zum Tode Waldemars; sie tragen für das 13. Jahr- 
hundert durchaus den Charakter zeitgenössischer Darstellung. 
1) Die Welse, ein linksseitiger Nebenfluß der Oder, bildet noch heute stellenweise die 
nördliche Grenze der Ukermark gegen Pommern. 
:) Predigermönche sind die Dominikaner. 
2) Über Frusten vgl. S. 12. Anm. 3. 
 
	        
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