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zugrunde richten, so wäre es um Preußen für immer geschehen, wenn es ihrem
Vorgange folgte, zumal seine Macht nicht auf innerer Kraft, sondern allein auf
angestrengter Arbeit beruht. Es ist eine alte Wahrheit: Preußen hat keine anderen
Hilfsquellen als seine festen Einnahmen, und man kann im Falle der Bedrängnis
vom eigenen Lande nur eine Anleihe von höchstens 2 Mil'lionen erwarten. Wir
besitzen weder ein Peru, noch reiche Handelskompanien, noch eine Bank, noch so
viel andere Hilfsquellen wie Frankreich, England und Spanien, aber durch an-
gestrengte Arbeit können wir dahin gelangen, neben ihnen eine Rolle zu spie#en.
b) Einführung der Regie ½.
Quelle: Kabinettsbefehl Friedrichs an das Generaldirektorium.
9. April 1766.
Fundort: v. Beguelin, Akzise und Zollverfassung. Berlin 1797. S. 114.
Wir sind in Rücksicht, daß die Sache anlangend die Akzise bis dato so sch'echt
und unordentlich gewesen, zur Beseitigung der dabei vorfallenden Betrügereien
Allerhöchst bewogen worden, Zollpächter aus Frankreich kommen zu lassen, so die
Verwaltung derselben übernehmen; und soll die Verwaltung gedachter Zollpächter
vom Juni a. c. angehen und die dieserhalb zu bestellenden neuen Bedienten im
nächstkommenden Monat Mai sogleich in Aktivität gesetzt werden. Auch sollt Ihr
vom 1. Juni a. c. an nichts weiter mit den Akzisen zu tun haben
Daher wir Cuch hierdurch solches zur Nachricht und ganz genauesten Be-
achtung bekannt machen.
I) Feststellung des jährlichen Staatshaushaltungsplanes mit den Ministern
zu Potsdam. 1. Juni 17702).
Quelle: Auszug aus einem Brief des Ministers von Derschau an den
Geheimen Finanzrat von Brenkenhof.
Fundort: Th. Baltke, Bilder aus der Geschichte der deutschen Landwirtschaft. Berlin und Leipzig 1876.
Bod. 2. S. 165—172.
Der König ließ sämtliche Minister des Generaldirektoriums auf den heutigen
Tag nach Potsdam berufen, um mit ihnen die jährliche gewöhnliche Untersuchung
über den Zustand der Domänen und Finanzen in seinen Staaten mit landes-
väterlicher Sorgfalt zu übersehen. Als wir zu Potsdam anlangten, erfuhren wir,
daß der König den folgenden Tag sich nach dem neuen Palais begeben würde.
Dieses geschah auch, und wir verfügten uns dahin. Se. Majestät empfing uns
mit einer sehr gnädigen Miene und sagte: „Meine Herren! Ich habe Sie kommen
lassen, um mit Ihnen gemeinschaftlich unsere Haushaltung zu untersuchen.“ Nach-
dem wir ihn versichert hatten, daß wir uns dazu in gehörige Bereitschaft gesetzt,
fuhr er fort und erzählte uns, daß er das Oderbruch, welches in diesem Jahre
stark durch Uberschwemmungen gelitten, selbst gesehen, aber den angeblich großen
Schaden lange nicht wirklich so gefunden hätte, als man ihm solchen geschildert
habe. — Man muüsse sich nicht gleich durch anfänglich fürchterlich scheinende Ver-
1) Um die Erträge der Akzise, bei deren Verwaltung der König große Hinterziehungen
argwöhnte, durch stärkere lÜierwachung zu steigern und dabei doch den Armen Er-
leichterung zu schaffen, traf Friedrich nach dem Siebenjährigen Kriege eine neue Ein-
richtung nach französischem Muster. 9
:) Der König verkehrte in der Regel mit seinen Ministern nur schriftlich und berief
sie meist nur einmal jährlich zusammen.