Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Auch erkundigte sich Seine Majestät nach den Urbarmachungen am Rhin und 
bei Sieversdorf und nach der Ansetzung der Kolonisten daselbst. Wir antworteten, 
daß vor kurzem die dazu ernannten Kommissare sich zu Friesack mit den dortigen 
Interessenten vereinbart hätten; weil aber die dortigen Gegenden überschwemmt 
wären, so könne man das Etablissement von wenigstens hundert Familien vor der 
Hand nicht ausführen, noch einen deutlichen Plan davon anfertigen und müsse den 
Ablauf des Wassers abwarten. Der König war damit zufrieden und sagte bloß: 
„Das Wasser! Das Wasser!“ 
Alsdann eröffnete uns Seine Majestät Dero Willensmeinung wegen der 
Gärtner, die hin und wieder angesetzet werden sollen, und wollten, daß solches 
vorzüglich um und bei Berlin z. B. hinter dem Garten der Akademie, im Wege 
nach Tempelhof und Lichtenberg, wo noch viel ungebautes Sandland wäre, ge— 
schehen solle. „Diese Leute sollen aber,“ sagte der König, „nicht kleine Gärten 
haben, sondern man soll ihnen soviel Land anweisen, daß jeder einen großen 
Garten besonders zur Pflegung und Zucht von Obstbäumen bekommt, damit sie 
Obst zum Trocknen erhalten und Gartenfrüchte ziehen können. Die Bäume sollen 
ihnen gegeben werden, und sie müssen schon tragbar sein. Das Gartenland 
werden sie wohl mit Straßenkot von Berlin und besonders mit dem Schlamm 
und der Erde aus dem zu räumenden faulen Graben düngen und brauchbar 
machen können.“ 
Wir zeigten dem Könige an, daß schon ein Plan angefertigt worden sei, 
hundert dergleichen Gärtnerfamilien an dem Wege neben dem Invalidenhause, 
gegen den Wedding, auf dem daselbst befindlichen, teils schon kultivierten, teils 
noch unangebauten Sandlande anzusetzen. Seine Majestät mißbilligten dies nicht 
und erwiderten: „Das ist mir einerlei, wenn nur die ledigen und sandigen Plätze 
um Berlin herum bebauet werden und die Leute Land genug bekommen. Es 
sind da noch so manche Stellen, die ich unmöglich so lassen kann, sie haben mich 
so traurig gemacht, wenn ich sie passieren mußte. Daß man das trockene Obst 
noch immer aus Sachsen kauft und, wie man mir sagt, zum Bedürfnis kaufen 
muß, ist mir gar nicht lieb. Man muß, meine Herren, besorgt sein, den Obstbau 
auf dem Lande und bei den Amtern allgemeiner zu machen, denn das Geld muß 
man, soviel als möglich, zu behalten suchen.“ 
Weiter erkundigte sich der König nach dem Etablissement bei Mühlenbeck, den 
Revuekosten von diesem Jahre, und befahl, Leute auszumitteln, die Mergel auf- 
suchten, den man, wie sie glaubten, bei Rüdersdorf finden müsse. Schließlich er- 
wähnte Seine Majestät Verschiedenes vom schlesischen Bergbau, von der Be- 
förderung des Steinkohlentransports und dem Gebrauch dieser Kohlen bei 
Bleichereien, Ziegeleien und Kalkbrennereien; auch sollte man die Kobaltbergwerke 
vorzüglich zu betreiben suchen und im Winter sowohl von dem, was geschehen, 
als was noch geschehen solle, Bericht erstatten. 
„Sie sehen, meine Herren,“ sagte der Monarch, „ich habe mich ein wenig 
vorbereitet, um Ihnen das Nützliche und Nötige für meine Hauptprovinzen an- 
zuzeigen. Ich hoffe von Ihrer Sorgfalt baldige Erfüllung meiner Erwartungen, 
und daß Sie mir im künftigen Jahre manche angenehme Anzeige machen werden. 
An meiner Unterstützung soll es nie fehlen, aber Sie müssen mir auch die 
Quellen nicht versiegen lassen, woraus es geschehen kann.“ 
Wir versicherten Seiner Majestät, daß alles Mögliche von uns angewandt werden 
solle, um diese landesväterlichen Absichten in die tätige Wirksamkeit zu bringen.
	        
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