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Dionysiust) selig entschlafen. Sein Leib wurde von seiner Gattin Beatrix und
seinen Söhnen Johann und Otto nach Straußberg gebracht und auf dem Chor
der Kirche der Predigermönche, die er gegründet hatte, ehrenvoll beigesetzt.
4a. Kulturbetätigung der Zisterzienser im 13. Jahrhundert. (Teil I. Nr. 68.)
4b. Gründung einer Stadt im ostdeutschen Kolonisationsgebiet. (Teil I. Nr. 70.)
4c. Gründung eines Dorfes im ostdeutschen Kolonisationsgebiet. (Teil I. Nr. 71.)
5.
Markgraf Otto IV. mit dem Pfeile im Kampfe mit dem
Erzstift Magdeburg.
1278.
Quelle: Magdeburger Schöppenchronik (Niederdeutsch)2). Buch II.
Übertragung aus dem Abdruck des niederdeutschen Textes in den Chroniken der niedersächsischen Städte.
Leipzig 1860. (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14.—16. Jahrhundert. Bd. 7.) S. 156—162.
Im Jahre 1278 wurde Günther von Schwalenberg zum Bischof gewählt, aber
noch nicht bestätigt. Zu dieser Zeit war Markgraf Otto von Brandenburg ein
Feind des Gotteshauses zu Magdeburg. Der zog heran mit großer Heereskraft
und hatte Böhmen und Polen und Pommern in seinem Heere. Er kam bis nach
Frohse an der Elbes). Dort lagerte er und vermaß sich törichterweise, er wolle des
anderen Tages seine Pferde in den Dom zu Magdeburg einstellen. Am Abend
sandte er Boten vor die Stadt, ebenso um Mitternacht und ließ erspähen, was
die Bürger und der Bischof täten. Die Boten kamen wieder und sagten, es sei
niemand da, das Volk sei ganz verzagt. In der Morgendämmerung sandte er
abermals Boten vor die Stadt. Die kamen wieder und sagten, die ganze Stadt
sei voll Posaunen, Pfeifen und Trommeln. Der erwählte Bischof hatte nämlich
die Fahne des heiligen Mauritius") genommen, sie selbst auf den Marktplatz vor
das Rathaus getragen und dort die Bürger gebeten, ihm zu folgen. Dazu hatte
sich das Volk bereit gefunden. Es erhob sich jetzt wie ein Mann und bestand den
Markgrafen bei Frohse und gewann den Streit und fing den Markgrafen mit
vielen Rittern und Knappen und führte ihn nach Magdeburg in die Stadt und
legte ihn in Eisen und hielt ihn solange darin, bis man ihm eine Kiste aus dicken
Bohlen hatte herstellen lassen. Darin legte man ihn. Die Kiste stand in dem
Hofe des Herrn von Querfurt, der da lag, wo nun das Chor von St. Nikolaus
auf dem Neumarkte steht. Die Schlacht fand statt am Tage Pauli, des ersten
Einsiedlers, d. i. vier Tage nach den 12 Nächten 5).
1) Dionysius ist der 9. Oktober.
2) Die Magdeburger Schöppenchronik, so genannt, weil ihr erster Verfasser Schreiber
am Schöffenstuhl zu Magdeburg war und auf Veranlassung seiner Herren, der Schöffen,
sein Buch verfaßte, ist eine Quelle ersten Ranges und zwar hauptsächlich für die Geschichte
des Erzstiftes Magdeburg und der angrenzenden Mark Brandenburg. Ihr Grundstock
reicht bis zum Jahre 1372 und hat als Verfasser wahrscheinlich den Stadtschreiber Hein-
rich von Lammspringe, der über die Zeit von 1350—1372 als Zeitgenosse berichtet. Das
Werk ist dann bis zum Jahre 1516 fortgesetzt worden. Zu den Fortsetzern gehört auch der
noch zu erwähnende magdeburgische Syndikus Engelbert Wusterwitz.
2) Frohse ist ein Flecken, etwa 12 km südl. von Magdeburg an der Elbe gelegen.
4) In der Stadt befand sich ein von Otto dem Großen gegründetes Kloster, das dem
heiligen Mauritius geweiht war. Daher genoß dieser Heilige in Magdeburg große Verehrung.
5) Der Kampf fand am 10. Januar 1278 statt; die 12 Nächte heißt die Zeit von
Weihnachten bis zum Feste der hl. drei Könige.