Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Brandenburg, des Erzkämmerertumes, der Herzogtümer, Grafschaften und Herr- 
schaften und ihrer Zubehörungen, daß sie in allem Vorgenannten den besagten 
Ludwig als Fürsten und Markgrafen, Erzkämmerer und Herrn aufnehmen und an— 
sehen und ihm wie einst dem erwähnten Waldemar den Treueid leisten, ihm ge— 
horchen und gewärtig seien, wenn anderes sie unserer Majestät ernstliche Ungnade 
und scharfe Vergeltung vermeiden wollen. Zur Urkund dessen haben wir aus- 
drücklich befohlen, daß Gegenwärtiges mit unserer Majestät Siegel versehen werde. 
Gegeben und geschehen in Nürnberg am Tage Johannis des Täufers im Jahre 
des Herrn 1324, unseres Reiches aber im zehnten. 
7. 
Der falsche Waldemar. 
1348. 
Quelle: Magdeburger Schöppenchronik (Niederdeutsch). Buch II. 
Übertragung aus dem Abdruck des niederdeutschen Textes in den Chroniken der niederdeutschen Städte. 
(Siehe Nr. 5.) Bd. 7. S. 202 und 203. 
Im Jahre 1348 erhob sich mit Hilfe und Rat einiger Fürsten ein Mann und 
sagte, er sei Markgraf Waldemar von Brandenburg, der über neunundzwanzig 
Jahre tot und im Kloster Korvey!) begraben war, wie viele Leute bekundeten, die 
dabei gewesen waren. Er aber und jene, die auf seine Seite traten, wie Herzog 
Rudolf der Altere von Sachsen, der sich seiner wohl erinnerte, sowie die Grafen 
von Anhalt und Bischof Otto von Magdeburg, der ihm auf Anraten der anderen 
beistand, sagten, er sei heimlich von dannen gegangen und habe einen Toten in 
sein Bett gelegt, und dieser sei für ihn begraben worden. Hierüber entstand im 
Volk viel Gerede und zwiespältige Meinung. Man brachte viele alte Leute zu 
ihm, Geistliche, Ritter und Laien, die an des Markgrafen Waldemar Hofe ge- 
wesen waren; die fragten ihn, und er gab viele Erkenntniszeichen. Dadurch wurde 
das Volk erregt. Man sagte, er habe in der langen Zeit als Laienbruder eine 
Bittfahrt gemacht wegen der Sünde, daß er seine Nichte zur Frau genommen 
habe 2). Andere behaupten, seine Mannen hätten ihn vergiften wollen, und darum 
sei er fortgegangen. Die genannten Fürsten führten ihn in die Marki; viele 
Städte nahmen ihn aufj; die Geistlichkeit ging ihm mit Kreuzen und Fahnen ent- 
gegen. Markgraf Ludwig von Bayern, des Kaisers Sohn, dem der Kaiser nach 
des Markgrafen Tode die Mark verliehen hatte ..., widersetzte sich diesem mit 
Fürsten und Herren, die ihm halfen, und mit den Städten, die bei ihm blieben. 
Da entstand nun großer Krieg in der Mark und mannigfacher Streit, so daß ganze 
Bücher darüber geschrieben sind. Viele Städte und Festen und Dörfer wurden 
verheert und verbrannt 2), und etliche wurden mit Gewalt, andere durch Verräterei 
auf des Markgrafen Waldemar Seite gebracht. Die Bürger in einzelnen Städten 
1) Wahrscheinlich ein Fehler des Abschreibers; gemeint ist Chorin bei Eberswalde in der Mark. 
:) Agnes, die Tochter seines Bruders Hermann. 
2) In der gereimten Einleitung sagt der Verfasser der Chronik: 
Greve Woldemer, der dode man, 
sprak men, he wer up irstan. 
Da af in der Marke 
jammer hof so grote starke, 
dat stede, borge unde lant 
verheret worden unde brant.
	        
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