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sollte. .. Sogleich wurde die fröhliche Kunde den Bürgern durch die ganze Stadt
unter Trommelschlag bekannt gemacht. Die Flammen wurden nun durch ver-
einte Anstrengung nach wenigen Stunden glücklich bezwungen . Es war, wie
wenn ein böser Traum endlich abgeschüttelt wäre und man zu vollem, freudigem
Bewußtsein, zum Gefühl von Ruhe und Sicherheit zurückkehrte. Allein wohl bei
jedem heftete sich der zweite Gedanke unwillkürlich auf unseren edlen Gneisenau,
dem wir es nächst Gott schuldig waren, daß wir uns dieser Stunde und eines so
ehrenvollen Triumphes erfreuen konnten. Dies Gefühl, auch wo es, stumm in der
Brust, sich nur in einem dankbaren Blick auf ihn hin offenbarte, hat ihm auch
sicherlich als der schönste Lohn seiner Anstrengung genügt. Sein König lohnte ihm
auf der Stelle, indem er ihm durch den Friedensboten selbst seine Ernennung zu
einem höheren Militärgrade übersandte, bis sich ihm in schneller, aber verdienter
Stufenfolge die hohe Stellung eröffnete, in der der Gefeierte zum Heile des ge-
retteten Vaterlandes erfolgreich zu wirken vor vielen berufen war.
96.
Scharnhorsts Heeresreformen.
1. Quelle: Ein Brief Scharnhorsts an den General Clausewitz vom
27. November 1807.
Fundort: G. H. Pertz, Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein. Berlin 1850. Bd. 2. S. 184—185.
Wäre es möglich, nach einer Reihe von Drangsalen, nach Leiden ohne
Grenzen aus den Ruinen sich wieder zu erheben, wer würde nicht gern alles
daran setzen, um den Samen einer neuen Frucht zu pflanzen, und wer würde nicht
gern sterben, wenn er hoffen könnte, daß sie mit neuer Kraft und Leben hervor-
ginge! Aber nur auf einem Wege, mein lieber Clausewitz, ist dies möglich. Man
muß der Nation das Gefühl der Selbständigkeit einflößen, man muß ihr Ge-
legenheit geben, daß sie mit sich selbst bekannt wird, daß sie sich ihrer selbst an-
nimmt; nur erst dann wird sie sich selbst achten und von anderen Achtung zu er-
zwingen wissen. Darauf hinzuarbeiten, das ist alles, was wir können. Die Bande
des Vorurteils lösen, die Wiedergeburt leiten, pflegen und sie in ihrem freien
Wachstume nicht hemmen, weiter reicht unser Wirkungskreis nicht. So sehe ich die
Sache, so sehe ich unsere Lage an. Ich ziehe mich sehr wenig bei dieser Lage des
Ganzen in Betracht. Ich habe den besten Willen zu wirken, wo ich kann; ich
bin aber nicht dazu gemacht, mir Anhang, Zutrauen durch persönliche
Bearbeitung zu verschaffen. Ohne daß ich es vorher wußte, beförderte mich
der König und übertrug mir die Reorganisation einer sehr heterogenen Kom-
mission. Freunde habe ich mir nicht zu machen gesucht, und wenn es möglich ist,
wird man mich bei so heterogenen Ansichten, so wenigen persönlichen Rücksichten
vom Könige zu entfernen suchen, obgleich dieser mir sehr gnädig ist und mich bisher
mit unverdientem Zutrauen behandelte. Eine ruhige, ehrenvolle Existenz steht noch
in diesem Augenblicke mir anderwärts offen. Aber Gefühle der Liebe und Dank-
barkeit gegen den König, eine unbeschreibliche Anhänglichkeit an das Schicksal des
Staates und der Nation und Abneigung gegen die ewige Umformung von Ver-
hältnissen hält mich bis jetzt davon ab und wird es tun, so lange ich glaube, hier
nur entfernt nützlich sein zu können. Obwohl es mit unserer Zukunft mißlich
steht, so haben wir doch auf eine innere Regeneration des Militärs, in Hinsicht
sowohl auf die Formation, das Avancement, die Ubung als auch insbesondere den