Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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113. 
Die Stände von Ostpreußen erbieten sich zur Errichtung einer Landwehr. 
1815. 
Quelle: Eingabe der Stände an den König vom 9. Februar 1813. 
Fundort: Aus den Papieren des Ministers Th. v. Schön. Halle, Berlin 1877—83. Bd. 6. S. 110—111. 
Allerdurchlauchtigster usw. 
Treue und Anhänglichkeit an König und Vaterland, das sind die Tugenden, 
welche jeder Preuße von zarter Kindheit an sich aneignet, stets in treuem Herzen 
nährt und nie, auch nicht in den schwersten Drangsalen, verleugnet. 
Mit diesen heiligen Gesinnungen versammeln wir uns im Auftrage der 
Provinzen Ostpreußen, Westpreußen vom rechten Weichselufer und Litauen in 
gesetzlicher Form, um zu beraten, welches Opfer wir Ew. Königl. Majestät und 
dem teuren Vaterlande bringen könnten, um in der jetzigen Lage der Dinge unsere 
Treue und Anhänglichkeit an König und Vaterland nicht in Worten zu zeigen, 
sondern in Taten übergehen zu lassen. 
Wir wandten uns an Ew. Königl. Majestät höchsten Stellvertreter im Militär, 
den hochverehrten Generalleutnant von Yorck, den wärmsten Verteidiger des Vater- 
landes. Gern und willig schlug er uns die Mittel vor, dem Vaterlande zu nützen, 
und unter diesen die Errichtung einer Landwehr zur Vermehrung der Streit- 
kräfte und Verteidigung des Landes. " 
Wir können uns mit edlem Stolze rühmen, daß heiliger Eifer für die gute 
Sache, treuc Ergebenheit gegen Ew. Königl. Majestät erhabene Person und reiner 
patriotischer Sinn für das Vaterland uns beseelen, und so übernahmen wir nicht 
bloß, was wir nur mit der größten Anstrengung für möglich hielten, sondern ver- 
einigten uns auch mit dem hochverehrten Generalleutnant von Yorck in Hinsicht 
des uns vorgelegten Entwurfes zur Organisation einer Landwehr. Seinen Händen 
haben wir diesen Entwurf anvertraut, daß er durch ihn Ew. Königl. Majestät 
hoher Bestimmung übergeben werde. Nur was unser allgeliebter Landesvater 
will, wollen wir: nur unter seiner erhabenen Leitung Preußens und Deutschlands 
Schmach rächen, für die Selbständigkeit unseres teuren Vaterlandes kämpfend 
siegen oder sterben! (Unterschriften.) 
Königsberg, den 9. Februar 1813. 
114. 
Begeisterung in Breslau nach Ankunft Friedrich Wilhelms III. 
1813. 
Quelle: Heinrich Steffens, Was ich erlebte. Aus der Erinnerung 
niedergeschriebent). Breslau 1843. Bd. 7. S. 69—103. 
Der König kam, die königlichen Kinder begleiteten ihn, Hardenberg war an 
seiner Seite, die höchsten Beamten, viele Generale drängten sich hier zusammen 
Eine unermeßliche Menge Männer, vorzüglich Jünglinge, strömten nach Breslau, 
6 1) Der Naturforscher, Philosoph und Dichter H. Steffens war als Sohn eines Deutschen 
und einer Dänin in Norwegen im Jahre 1773 geboren. Er machte seine Studien in 
Kopenhagen und hielt schon 1795 in Kiel Vorlesungen. Darauf ging er nach Jena und 
Freiburg und folgte 1804 einem Rufe an die Universität Halle. Hier vermählte er sich 
mit einer Tochter des bekannten Komponisten und Musikschriftstellers J. Fr. Reichardt und
	        
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