Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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händigen ersten Entwurf des Königs, sowie die von ihm mit Bleistift entworfene 
Zeichnung selbst in Händen gehabt. 
Es war dies in jeder Hinsicht ein glücklicher Gedanke: die Eigentümlichkeit des 
gewählten Zeichens, welches von allen bisherigen Dekorationen abwich, das Metall, 
aus dem es bestand, und das zugleich als Symbol der Zeit dienen konnte, die Form, 
die an die deutschen Ritter in Preußen erinnerte, vor allem aber das gleiche Anrecht 
des Soldaten wie des Generals gaben diesem Schmuck einen großen Wert und 
erzeugten bei dem allgemeinen Wunsch, ihn zu erwerben, mehr als eine kühne Tat. 
Auch wurde jetzt der General Yorck, der bis dahin, wenn auch zuletzt noch 
pro forma, von seinem Kommando suspendiert war, durch eine öffentliche Er- 
klärung wiederum in Diensttätigkeit gesetzt. 
119. 
Der König ruft. 
17. März 1813. 
Quelle: Aufruf des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußent). 
Fundort: Faksimile der Nr. 34 der Schlesischen privilegierten Zeitung vom 20. März 1813. 
In Berner, Geschichte des preußischen Staates. München. Berlin. 1890—91. Zu S. 538. 
An mein Volk! 
So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechen- 
schaft über die Ursachen des Krieges, welcher jetzt beginnt; klar liegen sie dem un- 
verblendeten Europa vor Augen. 
Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Friede, der die Hälfte 
meiner Untertanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht, denn er schlug 
uns tiefere Wunden als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen. 
Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt sowie 
der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels 
ward gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstandes ver- 
stopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. 
Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffte ich meinem 
Volke Erleichterungen zu verschaffen und den französischen Kaiser endlich zu über- 
zeugen, daß es sein eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. 
Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit vereitelt, 
und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine 
Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle 
Täuschung über unseren Zustand schwindet. 
Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was ihr 
seit sieben Jahren erduldet habt, ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir 
den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, 
an den großen Kurfürsten, an den großen Friedrich. Bleibet eingedenk der Güter, 
die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Un- 
abhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels 
unserer mächtigen Verbündeten, gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst 
kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf ge- 
  
  
1) Der Aufruf „An mein Volk“ ist verfaßt vom preußischen Staatsrat Theodor von 
Hippel, einem Neffen des Königsberger Dichters und Staatsmanns.
	        
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