Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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zogen und haben den Sieg errungen, erinnert euch an die heldenmütigen 
Schweizer und Niederländer. 
Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Be— 
ginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr 
werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren angeborenen König als 
für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, euere Söhne und 
euere letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Ver— 
trauen auf Gott, Ausdauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundes- 
genossen werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. 
Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen 
die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und 
siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. 
Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, 
unsere Unabhängigkeit, unseren Wohlstand. Keinen anderen Ausweg gibt es als 
einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet 
ihr getrost entgegengehen, weil ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein 
wir dürfen mit Zuversicht vertrauen, Gott und unser fester Wille werden unserer 
gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren glorreichen Frieden 
und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. 
Breslau, den 17. März 1813. Friedrich Wilhelm. 
120. 
„Drum soll der Sänger mit dem König gehen.“ 
Quelle: Zwei Briefe Theodor Körners an seine Eltern aus dem März 
1813. 
Fundort: K. Streckfuß, Th. Körners sämtliche Werke. Berlin 1847. Bd. 4. S. 303 u. 317. 
Wien am 10. März 1813. 
Liebster Vater! Ich schreibe Dir diesmal in einer Angelegenheit, die, wie ich 
das feste Vertrauen zu Dir habe, Dich weder befremden noch erschrecken wird. 
Neulich schon gab ich Dir einen Wink über mein Vorhaben, das jetzt zur Reife 
gediehen ist. — Deutschland steht auf; der preußische Adler erweckt in allen treuen 
Herzen durch seine kühnen Flügelschläge die große Hoffnung einer deutschen, 
wenigstens norddeutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande — 
laß mich ihr würdiger Jünger sein! — Ja, liebster Vater, ich will Soldat werden, 
will das hier gewonnene glückliche und sorgenfreie Leben mit Freuden hinwerfen, 
um, sei's auch mit meinem Blute, mir ein Vaterland zu erkämpfen. — Neun's 
nicht Übermut, Leichtsinn, Wildheit! — Vor zwei Jahren hätte ich es so nennen 
lassen, jetzt, da ich weiß, welche Seligkeit in diesem Leben reifen kann, jetzt, da 
alle Sterne meines Glücks in schöner Milde auf mich niederleuchten, jetzt ist es, 
bei Gott! ein würdiges Gefühl, das mich treibt, jetzt ist es die mächtige Über- 
zeugung, daß kein Opfer zu groß sei für das höchste menschliche Gut, für seines 
Volkes Freiheit. Vielleicht sagt Dein bestochenes väterliches Herz: Theodor ist zu 
größeren Zwecken da, er hätte auf einem anderen Felde Wichtigeres und Be- 
deutendes leisten können, er ist der Menschheit noch ein großes Pfund zu be- 
rechnen schuldig. Aber, Vater, meine Meinung ist die: Zum Opfertode 
für die Freiheit und für die Ehre seiner Nation ist keiner zu gut, wohl 
aber sind viele zu schlecht dazu! — Hat mir Gott wirklich etwas mehr als ge-
	        
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