Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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127. 
Die Schlacht an der Katzbach. 
26. August 1813. 
1. Quelle: Zwei Schreiben Gneisenaus an Stein vom 26. und 
30. August 1813. 
Fundort: G. H. Pertz, Das Leben des Ministers Frhrn. vom Stein. Berlin 1850. Bd. 3. S. 678—679. 
Brechtelsdorf, 26. August 1813. 
Wir haben heute einen Sieg erfochten. Wir hatten die Disposition zum An- 
griff gemacht und wollten sie eben in Ausführung bringen, als man uns meldete, 
die feindlichen Kolonnen seien gegen uns über die Katzbach im Angriff. Schnell 
änderten wir unseren Angriffsplan, verbargen unsere Kolonnen hinter sanften 
Anhöhen, zeigten nur unsere Avantgarde und stellten uns, als ob wir in die 
Defensive verfielen. Nun drang der Feind übermütig vor. Auf einmal brachen 
wir über die sanften Anhöhen hervor. Einen Augenblick war das Gefecht im 
Stillstand. Wir brachten mehr Kavallerie ins Gefecht, zuletzt unsere Infanterie- 
massen, griffen die feindlichen mit dem Bajonett an und stürzten sie in den 
steilen Rand des Flusses, die Katzbach, hinunter. — — Viel Geschütz ist in unseren 
Händen. — — 
Holstein bei Löwenberg, 30. August 1813. 
Unser Sieg am 26. ist weit vollständiger, als ich Ew. Exzellenz in meinem 
letzten Bericht darüber anzeigen konnte. In den beholzten steilen Talrändern der 
wütenden Neiße und der Katzbach wurden des anderen Tages die hinabgestürzten 
Geschütze und Kriegsfuhrwerke gefunden. Wir haben über 100 Kanonen erobert, 
300 Munitionswagen und Feldschmieden; 15 000 Gefangene sind eingebracht — — 
alle Straßen zwischen der Katzbach und dem Bober tragen die Wirkungen des 
Schreckens unserer Feinde: Leichname übergefahren und in den Schlamm ge- 
senkt, umgestürzte Fahrzeuge, verbrannte Dörfer. Der größte Teil der Mac- 
donaldschen Armee hat sich aufgelöst. Von den Übergängen der angeschwollenen 
Flüsse abgeschnitten, irren die Flüchtlinge in den Wäldern und Bergen umher 
und begehen aus Hunger Unordnungen. Ich habe die Sturmglocke gegen sie 
läuten lassen und die Bauern aufgeboten, sie zu töten oder gefangen zu 
nehmen . . . Das Wetter ist abscheulich, der Regen unaufhörlich, während der 
Schlacht schlug uns der Sturm ins Gesicht. Der Soldat bringt die Nächte unter 
freiem Himmel zu. 
2. Quelle: Blüchers Tagesbefehl nach der Schlacht. 
Fundort: Fr. Förster a. a. O. Bd. 1. S. 692. 
Hauptquartier Löwenberg, den 1. September 1813. 
Schlesien ist vom Feinde befreit. Euerer Tapferkeit, brave Soldaten der 
russischen und preußischen Armee unter meinem Befehl, euerer Anstrengung und 
Ausdauer, euerer Geduld und Ertragung von Beschwerden und Mangel verdanke 
ich un* Glück, eine schöne Provinz den Händen eines gierigen Feindes entrissen 
zu haben. 
Bei der Schlacht an der Katzbach trat euch der Feind trotzig entgegen. Mutig 
und mit Blitzesschnelle brachet ihr hinter eueren Anhöhen hervor. Ihr verschmähtet
	        
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