— 237 —
3. An einen Freund. 10. Februar 1813.
Ich kann alleweile nicht stillsitzen und nicht die Zähne zusammenbeißen, wenn
es sich um das Vaterland und um die Freiheit handelt. Laßt das Zeug von
Diplomaten zu allen Teufeln fahren! Warum soll nicht alles aufsitzen und los auf
die Franzosen wie das heilige Donnerwetter? Die dem Könige vorschlagen, noch
länger zu zaudern und mit dem Bonaparte Frieden zu halten, sind Verräter an
ihm und an dem ganzen deutschen Vaterlande und des Totschießens wert. Denn
derweil wir hier schwatzen, anstatt die Nation auf und in den Krieg zu rufen,
haben die Franzosen Zeit und Gelegenheit, ihre Armee wieder her= und ein-
zurichten, und darum so sage ich: Marsch und auf und mit dem Degen dem
Feind in die Rippen!
4. An seine Gemahlin nach der Schlacht bei Leipzig.
Lützen, den 20. Okt. 1813.
liebes malchen,
gestern konnte ich nicht Schreiben, ich wahr zu müde; aber mein Freund
Gneisenau hat an dich geschrieben und gesagt, daß ich gesund bin. Den 16ten
habe ich dem Feind vor Leipzig bei dem Dorff Möckern wieder eine Schlacht ge-
liefert, 4000 gefangene gemagt, 45 Canonen, ein ahdler und verschiedene Fahnen
erobert, den 18. warff ich den Feind in Leipzig hinein und nahm 4 Canonen,
den 19. und 20. (18. und 19.) ist die größte Schlacht geliffert, die ni uf der erde
stadt gefunden hat. 600000 man kempfften miteinander; um 2 uhr nachmittag
nahm ich Leipzig mit Stuhrm, der König von Saxen und ville generalls der
Franzosen wurden gefangen, der Polnische Fürst Poniatowski Ertrank. 170
Canonen wurden erobert, und gegen 40000 man sind gefangen. Napoleon hat
sich gerettet, aber er ist noch nicht durch; diesen Augenblick bringt meine Cavallerie
wider 2000 gefangene, die ganze Feindlige armee ist verlohren, der Kaiser von
Rußland hat mich in Leipzig uf öffentlichen Margt geküßt und den Befreier
Deutschlands genannt, auch der Kaiser von Ostreich überhäufte mich mit lob, und
mein König dankte mich mit tränen in den augen. Da mich der Kaiser kein
orden mehr geben kann, so erhallte ich von ihm ein goldenen Degen mit
Brillanten besetzt, den man einen grossen wehrt gibt, in diesem augenblick bin
ich nuhr 10 Meilen von Fritze!), und da nun alles wider frei ist, so kannst du mit
Fritze corespondiren, und ihr könnt euch aufhalten, wo ihr woldt; ich schlage euch
Leipzig vor, es ist ein angenehmer Ohrt, und da ich Leipzig, welches man in
Brand schissen wollte, dadurch gerettet, daß ich verboht, keine Granaten hinein zu
werffen, so wird man euch uf Henden tragen. Schreib mich dein Entschluß, guht
quartier will ich dan besorgen; ich gehe mit meine armeh durch thüringen nach
westphalen, und meine Truppen sollen ballde in münster sein. got mit dich.
lebenslang dein Blücher.
5. An seine Gemahlin nach der Schlacht bei La Rothieère. 1. Februar 1814.
Brienne, den 2. Februar 1814.
Liebe Frau! Der große Schlag ist geschehen, gestern traf ich mit dem Kaiser
Napoleon zusammen. Der Kaiser von Rußland und unser König kamen an, als
die Bata#lle ihren Anfang nahm. Beide Monarchen übergaben mir alles und
blieben Zuschauer des Kampfes. Um 1 Uhr Nachmittag griff ich den Feind an,
1) Mit Fritze meint Blücher seine einzige Tochter Friederike.