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mit allen rechten wie unrechten Mitteln nach einem Marderkleid wie nach der
höchsten Glückseligkeit trachten. Daher bringen jene für leinene Gewänder, die wir
Faldene nennen, die so kostbaren Marderfelle dar.
Von diesen Völkern könnte man noch viel Lobenswertes sagen, was die
Sitten anlangt, wenn sie nur den Glauben Christi hätten, dessen Prediger sie voll
Wildheit verfolgen. Bei ihnen erlangte Adalbert, der erlauchte Bischof der
Böhmen, die Märtyrerkrone. Bis auf den heutigen Tag wird in Wahrheit noch
den Unseren, mit denen sie doch sonst alles teilen, von ihnen der Zutritt zu den
Hainen und Quellen verwehrt, welche, wie sie behaupten, durch den Besuch der
Christen verunreinigt werden. Sie bedienen sich des Pferdefleisches als einer
Speise und trinken deren Milch und Blut, so daß sie sich selbst darin berauschen
sollen. Die Menschen haben blaue Augen; das Gesicht ist rot und das Haar lang.
Außerdem wollen sie, unzugänglich durch Sümpfe, keinen Herren unter sich dulden.
14 a. Der Deutsche Ritterorden (Teil I. Nr. 66).
15.
Die Deutschordensritter beginnen mit der Eroberung Preußens.
1228.
Quelle: Die ältere Chronik von Oliva (Lateinisch)#.
Übersetzung aus dem Abdruck des lateinischen Textes in den Scriptores Rerum Prussicarum.
Leipzig 1874. Bd. 5. S. 596—597.
Zu jener Zeit wurden die Länder der Christen, nämlich das Land von Kulm,
Löbau, Masowien und Kujawien, durch die Einfälle der Preußen bedrängt, ent-
völkert und verwüstet; die Männer wurden niedergemetzelt, die Frauen und Jung-
frauen entehrt und als Gefangene in ewige Sklaverei fortgeschleppt. Um dieselbe
Zeit, im Jahre des Herrn 1224, wurden die Mönche des Klosters Oliva von den
pomesanischen Preußen von Oliva nach Danzig geführt und dort zu Tode gemartert.
Als das Herzog Konrad, der Herr dieser Länder, erfuhr und den Einfällen
und Drangsalen dieser Art, die er das christliche Volk unter seiner Herrschaft
erdulden sah, nicht Widerstand leisten konnte, berief er nach dem Rate seiner
Ritter einige geistliche Ritter, die sich Krieger Christi nannten, und übergab ihnen
die Burg Dobrin), damit sie sich den Einfällen der Heiden entgegenstellte. Denn
schon waren die Landschaften von Kulm und Löbau gänzlich verwüstet; aber jene
Brüder richteten nichts aus und vermochten der Wut der Preußen nicht zu wider-
stehen. Deshalb hielt der genannte Fürst einen heilsameren Rat mit Herrn
Christian vom Orden der Zisterzienser, dem ersten Bischof von Kulm, und anderen
Bischöfen und Edlen seines Herzogtums, und, da man von den Brüdern vom
Deutschen Hause gehört hatte, schickte er Gesandte zum Bruder Hermann von
Salza, dem Meister dieser Brüder, und ließ ihn inständig bitten, er möge aus
seinem Orden einige Brüder in seine Länder entsenden, um die Wildheit der ge-
nannten Preußen zu zügeln. Dabei versprach er fest, er wolle sich dem Orden
und den Brüdern, die er zu senden sich entschließen würde, dankbar erzeigen.
1) Die im 14. Jahrhundert entstandene ältere Chronik von Oliva erzählt in einfacher,
schlichter, aber verständiger und besonnener Weise von jenem alten Kloster selbst; daneben
berichtet sie auch über die Vorgänge im Ordenslande. Sie benutt Urkunden, Aufzeich-
nungen und sogar Inschriften und hat daher großen Wert.
:) Dobrin an der Drewenz. Der Orden zu Dobrin löste sich bald wieder auf.