Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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mit allen rechten wie unrechten Mitteln nach einem Marderkleid wie nach der 
höchsten Glückseligkeit trachten. Daher bringen jene für leinene Gewänder, die wir 
Faldene nennen, die so kostbaren Marderfelle dar. 
Von diesen Völkern könnte man noch viel Lobenswertes sagen, was die 
Sitten anlangt, wenn sie nur den Glauben Christi hätten, dessen Prediger sie voll 
Wildheit verfolgen. Bei ihnen erlangte Adalbert, der erlauchte Bischof der 
Böhmen, die Märtyrerkrone. Bis auf den heutigen Tag wird in Wahrheit noch 
den Unseren, mit denen sie doch sonst alles teilen, von ihnen der Zutritt zu den 
Hainen und Quellen verwehrt, welche, wie sie behaupten, durch den Besuch der 
Christen verunreinigt werden. Sie bedienen sich des Pferdefleisches als einer 
Speise und trinken deren Milch und Blut, so daß sie sich selbst darin berauschen 
sollen. Die Menschen haben blaue Augen; das Gesicht ist rot und das Haar lang. 
Außerdem wollen sie, unzugänglich durch Sümpfe, keinen Herren unter sich dulden. 
14 a. Der Deutsche Ritterorden (Teil I. Nr. 66). 
15. 
Die Deutschordensritter beginnen mit der Eroberung Preußens. 
1228. 
Quelle: Die ältere Chronik von Oliva (Lateinisch)#. 
Übersetzung aus dem Abdruck des lateinischen Textes in den Scriptores Rerum Prussicarum. 
Leipzig 1874. Bd. 5. S. 596—597. 
Zu jener Zeit wurden die Länder der Christen, nämlich das Land von Kulm, 
Löbau, Masowien und Kujawien, durch die Einfälle der Preußen bedrängt, ent- 
völkert und verwüstet; die Männer wurden niedergemetzelt, die Frauen und Jung- 
frauen entehrt und als Gefangene in ewige Sklaverei fortgeschleppt. Um dieselbe 
Zeit, im Jahre des Herrn 1224, wurden die Mönche des Klosters Oliva von den 
pomesanischen Preußen von Oliva nach Danzig geführt und dort zu Tode gemartert. 
Als das Herzog Konrad, der Herr dieser Länder, erfuhr und den Einfällen 
und Drangsalen dieser Art, die er das christliche Volk unter seiner Herrschaft 
erdulden sah, nicht Widerstand leisten konnte, berief er nach dem Rate seiner 
Ritter einige geistliche Ritter, die sich Krieger Christi nannten, und übergab ihnen 
die Burg Dobrin), damit sie sich den Einfällen der Heiden entgegenstellte. Denn 
schon waren die Landschaften von Kulm und Löbau gänzlich verwüstet; aber jene 
Brüder richteten nichts aus und vermochten der Wut der Preußen nicht zu wider- 
stehen. Deshalb hielt der genannte Fürst einen heilsameren Rat mit Herrn 
Christian vom Orden der Zisterzienser, dem ersten Bischof von Kulm, und anderen 
Bischöfen und Edlen seines Herzogtums, und, da man von den Brüdern vom 
Deutschen Hause gehört hatte, schickte er Gesandte zum Bruder Hermann von 
Salza, dem Meister dieser Brüder, und ließ ihn inständig bitten, er möge aus 
seinem Orden einige Brüder in seine Länder entsenden, um die Wildheit der ge- 
nannten Preußen zu zügeln. Dabei versprach er fest, er wolle sich dem Orden 
und den Brüdern, die er zu senden sich entschließen würde, dankbar erzeigen. 
1) Die im 14. Jahrhundert entstandene ältere Chronik von Oliva erzählt in einfacher, 
schlichter, aber verständiger und besonnener Weise von jenem alten Kloster selbst; daneben 
berichtet sie auch über die Vorgänge im Ordenslande. Sie benutt Urkunden, Aufzeich- 
nungen und sogar Inschriften und hat daher großen Wert. 
:) Dobrin an der Drewenz. Der Orden zu Dobrin löste sich bald wieder auf.
	        
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