— 44 —
Dem Frieden bin ich nicht abgeneigt, habe mich genugsam dazu beqguemt
Ich weiß gar wohl, daß der Würfel des Krieges zweifelhaft ist, ich habe das in so
vielen Jahren, in denen ich Krieg mit verschiedenem Glück geführt habe, wohl er-
fahren. Aber daß ich jetzt, da ich durch Gottes Gnade so weit gekommen bin,
wieder hinausziehen sollte, das kann mir niemand raten, auch der Kaiser selber
nicht, wenn er Vernunft gebrauchen will.
Einen Waffenstillstand könnte ich auf einen Monat wohl geschehen lassen
Daß S. L. mit vermitteln, kann mir recht sein. Aber sie muß sich zugleich in
Positur stellen und die Waffen zur Hand nehmen, sonst wird alles Vermitteln
nichts helfen. Etliche Hansestädte sind bereit, sich mit mir zu verbinden. Ich warte
nur darauf, daß sich ein Haupt im Reiche hervortue. Was könnten die beiden
Kurfürsten, Sachsen und Brandenburg, mit diesen Städten nicht durchsetzen! Wollte
Gott, daß ein Moritz da wäre.
Darauf habe ich repliziert, daß ich von seiner kurfürstlichen Durchlaucht keinen
Befehl hätte, mit Sr. Majestät über ein bewaffnetes Bündnis zu reden. Für
meine geringe Person zweifelte ich sehr daran, daß kurfürstliche Durchlaucht sich
dazu werden verstehen können, ohne Ehre und Treue zu verletzen (salvo honore
et fide sua).
Da unterbrach Seine Majestät stracks: Ja, man wird euch bald honorieren,
daß ihr um Land und Leute kommen werdt
Ich: Man muß die Zukunft vor Augen haben und bedenken, wie alles über
den Haufen fallen würde, wenn das Unternehmen übel glückte.
König: Das wird doch geschehen, wenn ihr still sitzt, und wäre schon ge-
schehen, wenn ich nicht wäre hereingekommen. S. L. sollten so tun, wie ich tue,
und den Ausgang Gott befehlen. Ich habe in vierzehn Tagen nicht auf dem Bette
gelegen. Möchte der Mühe auch wohl überhoben sein und bei meiner Gemahlin
sitzen, wenn ich nicht mehr bedenken wolllt
Ich habe darauf weiter geredet: Weil Eure königliche Majestät zufrieden sind,
daß kurfürstliche Durchlaucht sich zum Vermittler mache, so müßte doch Seiner
kurfürstlichen Durchlaucht wenigstens die Neutralität gelassen werden.
König: Ja so lange, bis ich an seiner Liebden Land komme. Solch Ding ist
doch nichts als lauter Spreu, die der Wind aufhebt und wegweht. Was ist das
doch für ein Ding: Neutralität? Ich verstehe es nicht .
29a. Die Bestimmungen des Westfälischen Friedens für Brandenburg. (Teil I. Nr. 129.)
30.
Die Schlacht bei Warschau.
1656.
Quelle: Samuel Freiherr von Pufendorft), Über die Taten Friedrich
Wilhelms. Leipzig und Berlin 1733. Buch VI. Kap. 37 ff.
Am ersten Schlachtentage ordneten die Verbündeten ihr kleines Heer zur
Schlacht, rechts standen die Schweden unter ihrem Könige Karl X., etwa 9000
1) Pufendorf war 1632 geboren, war Professor in Heidelberg und Lund und wurde
1686 zum schwedischen Rat und Historiographen ernannt. Seine späteren Lebensjahre
verbrachte er in Berlin, wo er 1694 starb. — Seiner Schilderung der Schlacht bei
Warschau liegt der eigenhändige Schlachtbericht des Großen Kurfürsten zugrunde.