Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Dem Frieden bin ich nicht abgeneigt, habe mich genugsam dazu beqguemt 
Ich weiß gar wohl, daß der Würfel des Krieges zweifelhaft ist, ich habe das in so 
vielen Jahren, in denen ich Krieg mit verschiedenem Glück geführt habe, wohl er- 
fahren. Aber daß ich jetzt, da ich durch Gottes Gnade so weit gekommen bin, 
wieder hinausziehen sollte, das kann mir niemand raten, auch der Kaiser selber 
nicht, wenn er Vernunft gebrauchen will. 
Einen Waffenstillstand könnte ich auf einen Monat wohl geschehen lassen 
Daß S. L. mit vermitteln, kann mir recht sein. Aber sie muß sich zugleich in 
Positur stellen und die Waffen zur Hand nehmen, sonst wird alles Vermitteln 
nichts helfen. Etliche Hansestädte sind bereit, sich mit mir zu verbinden. Ich warte 
nur darauf, daß sich ein Haupt im Reiche hervortue. Was könnten die beiden 
Kurfürsten, Sachsen und Brandenburg, mit diesen Städten nicht durchsetzen! Wollte 
Gott, daß ein Moritz da wäre. 
Darauf habe ich repliziert, daß ich von seiner kurfürstlichen Durchlaucht keinen 
Befehl hätte, mit Sr. Majestät über ein bewaffnetes Bündnis zu reden. Für 
meine geringe Person zweifelte ich sehr daran, daß kurfürstliche Durchlaucht sich 
dazu werden verstehen können, ohne Ehre und Treue zu verletzen (salvo honore 
et fide sua). 
Da unterbrach Seine Majestät stracks: Ja, man wird euch bald honorieren, 
daß ihr um Land und Leute kommen werdt 
Ich: Man muß die Zukunft vor Augen haben und bedenken, wie alles über 
den Haufen fallen würde, wenn das Unternehmen übel glückte. 
König: Das wird doch geschehen, wenn ihr still sitzt, und wäre schon ge- 
schehen, wenn ich nicht wäre hereingekommen. S. L. sollten so tun, wie ich tue, 
und den Ausgang Gott befehlen. Ich habe in vierzehn Tagen nicht auf dem Bette 
gelegen. Möchte der Mühe auch wohl überhoben sein und bei meiner Gemahlin 
sitzen, wenn ich nicht mehr bedenken wolllt 
Ich habe darauf weiter geredet: Weil Eure königliche Majestät zufrieden sind, 
daß kurfürstliche Durchlaucht sich zum Vermittler mache, so müßte doch Seiner 
kurfürstlichen Durchlaucht wenigstens die Neutralität gelassen werden. 
König: Ja so lange, bis ich an seiner Liebden Land komme. Solch Ding ist 
doch nichts als lauter Spreu, die der Wind aufhebt und wegweht. Was ist das 
doch für ein Ding: Neutralität? Ich verstehe es nicht . 
29a. Die Bestimmungen des Westfälischen Friedens für Brandenburg. (Teil I. Nr. 129.) 
30. 
Die Schlacht bei Warschau. 
1656. 
Quelle: Samuel Freiherr von Pufendorft), Über die Taten Friedrich 
Wilhelms. Leipzig und Berlin 1733. Buch VI. Kap. 37 ff. 
Am ersten Schlachtentage ordneten die Verbündeten ihr kleines Heer zur 
Schlacht, rechts standen die Schweden unter ihrem Könige Karl X., etwa 9000 
1) Pufendorf war 1632 geboren, war Professor in Heidelberg und Lund und wurde 
1686 zum schwedischen Rat und Historiographen ernannt. Seine späteren Lebensjahre 
verbrachte er in Berlin, wo er 1694 starb. — Seiner Schilderung der Schlacht bei 
Warschau liegt der eigenhändige Schlachtbericht des Großen Kurfürsten zugrunde.
	        
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