Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Mann stark, links die Brandenburger, 8600 Mann stark, unter dem Kurfürsten 
Friedrich Wilhelm und den Generalen von Sparr und Grafen von Waldeck. Sie 
bestanden aus der Blüte der Männer und dem Kern der Jugend, und wie die 
Schweden durch die lange Kriegsarbeit abgehärtet waren, so hatte dem kurfürst- 
lichen Heere Ruhe und Erholung die höchste Kraft und Lebendigkeit gegeben. 
Beide waren von gleichem Kampfesmute erfüllt, jene, um sich die alten Lorbeeren 
zu bewahren, diese, um sich neue zu erwerben. Nachdem nun der König Nachricht 
über die verschanzte Aufstellung der Feinde, die fast 40000 Mann zählten, er- 
halten hatte, rückte er bis an ein Dorf in der Nähe Warschaus, und weil ihn von 
dem Feinde noch ein Wald trennte, so schickte er seinen General Wrangel mit 
600 Reitern voraus, um diesen zu besetzen und zugleich das hinter dem Walde 
gelegene Feld auszukundschaften. Der König folgte durch den Wald, und als er 
ihn durchschritten hatte, sah er die Weichsel zur Rechten, den Wald zur Linken 
und vor sich die Befestigungen der Feinde. Der Raum zum Angriff war 
dadurch so beengt, daß die Verbündeten nur mit einzelnen Heerhaufen 
kämpfen konnten, doch warfen sie den ausfallenden Feind in seine Verschanzungen 
zurück und stellten sich in Schußweite davon auf, um noch nachrückendes Fußvolk 
zu erwarten. Weil aber das Geschützfeuer zu heftig wurde, zogen sich die 
Schweden etwas an die Weichsel zurück, und die Kurfürstlichen besetzten den 
Platz am Walde, und vor ihnen lagerten 12 Reiterschwadronen mit drei Regi— 
mentern Fußvolk. 
Beim Grauen des folgenden Tages faßten der König und der Kurfürst den 
Plan, den Feind nicht innerhalb der Verschanzungen anzugreifen, sondern es 
erschien ihnen geratener, den linken Flügel des Feindes zu umgehen. Zu dem 
Zwecke war es aber erforderlich, eine Höhe neben dem Walde zu besetzen, weil 
man von hier aus die ganze Ebene beherrschen konnte. Ohne großen Wider- 
stand zu finden, nahm der Kurfürst diesen wichtigen Punkt ein. Die Geschütze, 
obgleich sie nur mit großer Mühe durch niedriges Gestrüpp und durchweichten 
Boden fortgeschafft werden konnten, wurden endlich günstig aufgestellt und das 
polnische Heer mit Erfolg beschossen. Die Polen, dadurch schwer bedrängt, 
machten sogleich große Anstrengungen, den Kurfürsten aus dieser für sie so un- 
günstigen Stellung zu vertreiben. Sie wandten ihre ganze Macht gegen ihn; 
das Fußvolk unternahm, die Höhe zu stürmen, während 2000 tatarische Reiter 
den Kurfürsten in der Flanke und den König im Rücken anzugreifen versuchten. 
Alle Angriffe wurden aber tapfer zurückgeschlagen, und als die Polen zum 
zweitenmale aus ihren Verschanzungen ungestüm gegen den König ausfielen, 
wurden sie von diesem zurückgeworfen, und er konnte jetzt dem Kurfürsten zu 
Hilfe kommen. Die besten Truppen der Polen, unterstützt von der vorzüg- 
lichsten Reiterei, konnten nichts gegen die starken Gegner ausrichten, die Polen 
mußten sich zum Rückzuge entschließen, und die Verbündeten behaupteten einen 
Teil des Schlachtfeldes. 
Nachdem am dritten Tage die Polen an allen Punkten geworfen waren, 
flohen sie und überließen Warschau mit seinen Geschützen den Händen der Sieger, 
diedam folgenden Tage in diese Stadt ihren Einzug hielten, ohne Widerstand zu 
inden.
	        
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