Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Wunde darnieder, die er bei Kolmar erhalten hatte); aber der erste Hauptmann, 
mit Namen Kottwitz, befehligte es. Bei den Kanonen auf den Hügeln stellten 
wir je 50—100 Mann auff, welche sich, so gut es ging, durch die Gesträuche deckten. 
Gleichzeitig brachten wir vier Schwadronen Kavallerie, eine Schwadron Trabanten 
und drei vom Regiment Anhalt dorthin; sie standen da recht ungünstig, wir 
mußten es aber tun, da wir keine Infanterie hatten und die Geschütze nicht ohne 
Deckung lassen konnten. Unsere Truppen, welche zur Avantgarde des Prinzen 
von Homburg kommandiert waren, standen dem linken Flügel des Feindes und 
seinen dahin rückenden Bataillonen gegenüber. « 
Nun begannen wir unsere Geschütze spielen zu lassen, die ihre Schlachtreihen 
der Länge nach bestrichen, da sie ungefähr mit ihnen in gleicher Höhe standen. 
Als der Feind bemerkte, daß unsere Geschütze ihn stark schädigten, und daß wir 
keine Infanterie hatten, ließ er von dieser Seite ein Regiment Infanterie vor— 
rücken und zu gleicher Zeit den rechten Flügel der Kavallerie. Oberstallmeister 
von Pöllnitz hatte das beobachtet, eilte sogleich zum Generalfeldmarschall und 
sagte ihm, daß, wenn er nicht schleunigst die vier Schwadronen unterstütze oder 
hier nicht andere Befehle erteile, sowohl die Schwadronen als die Geschütze ver- 
loren sein würden. Da er das aber auf eine Art und Weise hervorbrachte, die 
dem Generalfeldmarschall mißfiel, so antwortete er ihm schroff, er möge sich 
darum keine Sorgen machen, sondern nur seine Schuldigkeit tun. Ich sah jedoch, 
daß da höchste Not war, und indem ich mich für die Freiheit, die ich mir nahm, 
entschuldigte, sagte ich dem Feldmarschall, daß die Feinde schon mit den ge- 
fällten Piken heranstürmten, und fragte, ob er nicht drei Schwadronen durch das 
kleine, ganz unbesetzte Gehölz vorrücken lassen wolle, um die anderen ein wenig 
zu decken, die sonst in Front und Flanke zugleich angegriffen werden könnten. 
Dies befand er für gut. (Der Ort war so beschaffen, daß die Schwadronen sich 
zwischen den Sandhügeln nicht bewegen konnten.) Der Generalfeldmarschall sagte 
mir: „Mein Herr, da Sie heute die Gegend erkundet haben, so kennen Sie die 
Lage; deshalb bitte ich Sie, die ersten drei Schwadronen, welche Sie finden, zu 
nehmen, sie durch das lichte Gehölz zu führen, um die Front ein wenig zu ver- 
längern und die vier Schwadronen, die die Geschütze bewachen, besser zu decken.“ 
Ich führte dies aus und traf den General der Kavallerie, Prinzen von Homburg, 
als ich mit dem Regiment des Generalleutnants von Görtzke, welches drei 
Schwadronen stark war, auf dem Marsche war. Er fragte mich, wohin ich ginge, 
und ich teilte ihm den Befehl mit, den der Generalfeldmarschall mir gegeben hatte. 
Er erklärte mir hierauf, daß er mitkommen wolle, und als wir vorrückten und 
schon zwischen dem kleinen Sumpf und dem Gehölz waren, sahen wir, wie der 
Feind mit gefällten Piken gegen unsere Geschütze vorstürmte, und da wir hörten, 
daß sie schon feuerten, kehrte der Prinz von Homburg um, und die anderen 
folgten ihm. Es war sehr gut so, denn unsere Leute, die vier Schwadronen, die 
einem ganzen Flügel, der noch von einem starken Infanterieregiment unterstützt 
war, nicht standhalten konnten, wichen schon und flohen in scharfem Trab. Der 
Prinz von Homburg nahm die ersten Schwadronen, die er fand, und eilte, um 
die Kanonen zu schützen, welche schon in großer Gefahr waren; denn die Kavallerie, 
die sich hart bedrängt sah, rief die Dragoner um Hilfe an. Diese aber konnten sie 
ihr nicht leisten, da sie ihre Kanonen nicht verlassen durften und sich eher zu- 
1) Das ist nicht mit Sicherheit festzustellen.
	        
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