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sammenhauen lassen wollten. So zog sich die Kavallerie zurück, während die
Dragoner sich tapfer sowohl gegen die feindliche Kavallerie wie gegen das In-
fanterieregiment hielten, bis der Prinz von Homburg ihnen zu Hilfe kam. Dieser
warf die Feinde erst zurück, der Kampf tobte dann weiter. Manchmal warfen
unsere Leute die Feinde zurück, manchmal wurden sie zurückgeschlagen, denn unsere
Truppen konnten nicht alle auf einmal kämpfen, sie gingen vor, so wie sie an-
kamen. Sie griffen das Infanterieregiment von Dalwig#) mehrere Male an, aber
sie konnten es nicht zurückwerfen, bis zuletzt die Unfrigen, nachdem sie den ganzen
feindlichen rechten Flügel zurückgeschlagen hatten, das besagte Regiment sowohl in
Front als in der Flanke angriffen und es völlig niedermachten; sie hieben alles,
was sie fanden, in Stücke. Vom ganzen Regiment entkamen nicht 20 Mann; die
übrigen wurden getötet oder gefangen
Auf unserer Seite hatte es auch Blut gekostet, der Oberst Mörner, erster
Kavallerieoberst, war getötet worden, ebenso Major Marwitz vom Regiment des
Kurprinzen, zwei Hauptleute vom Regiment des Fürsten von Anhalt, Asseburg
und Beyer, einer vom Regiment des Feldmarschalls, namens Burgsdorff, und
einige andere, sowohl Leutnants als andere Offiziere, im ganzen 218 Tote, ohne
die Verwundeten, unter denen sich der Oberstleutnant Strauß, Oberstleutnant
Henning, Oberstleutnant Köller, Oberstleutnant Sydow, Hauptmann Buch und
viele andere befanden, freilich keine zu große Anzahl, denn im ganzen waren es,
die Toten und die bis zur Kampfesunfähigkeit Verwundeten eingerechnet, nicht
mehr als 500 Mann, aber alles sehr tapfere Leute.
Der Rest der feindlichen Armee zog sich gegen das Dorf immer längs eines
großen Sumpfes zurück; es war noch fast die ganze Infanterie und der linke
Flügel der Kavallerie. Wir hätten sie gern angegriffen, aber wir konnten es nicht
gut mit der Reiterei allein wagen, da der Feind noch sechs oder sieben sehr
starke Infanterieregimenter außer der Kavallerie hatte. Dennoch verfolgten wir
sie immer seitwärts und beschossen sie fortwährend; sie erwiderten die Schüsse,
und einer riß dem Stallmeister Froben, der dicht neben seiner Kurf. Durchl. ritt,
das Bein oberhalb des Knies weg, so daß er eine Stunde später starb. Das war
ein großer Verlust, denn er war beim Hof und beim ganzen Heer sehr beliebt;
jedermann betrauerte ihn ebenso tief wie Seine Kurf. Durchl. selbst, die in ihm
einen ihrer getreuesten Diener verlor. Die Feinde zogen sich immer auf Fehr-
bellin zurück. Wir marschierten mit den Schwadronen auf ihrer Linken.
Die schon einigemal erwähnten 1500 zur Vorhut kommandierten Soldaten, die
sich bisher sehr tapfer gehalten hatten, folgten dem schwedischen Nachtrab, aber
als sie Befehl bekamen, den Feind anzugreifen, hielten sie sich nicht gut; sie
wurden zurückgeworfen und ließen ihre Offiziere schmählich angesichts der ganzen
Kavallerie im Stich; hätte sich nur der zwanzigste Teil gehalten, so würden sie
den ganzen feindlichen linken Flügel geschlagen haben, der sich schon in starker
Verwirrung befand. So konnten wir ihnen nichts anhaben.
Sie zogen sich auf Fehrbellin zurück, eine kleine Stadt und guten Übergangs-
ort; dorthin hatten sie vor Beginn der Schlacht schon ein Regiment Infanterie
geschickt, welches dort Verschanzungen aufwerfen sollte. Nachdem wir die Lage
etwas erkundet und Kriegsrat abgehalten hatten, zogen wir uns eine halbe Meile
1) Es wurde vom Oberstleutnant von Maltzahn geführt.
W. u. O. Heinze-Kinghorst, Quellenlesebuch. II. 4