Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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sammenhauen lassen wollten. So zog sich die Kavallerie zurück, während die 
Dragoner sich tapfer sowohl gegen die feindliche Kavallerie wie gegen das In- 
fanterieregiment hielten, bis der Prinz von Homburg ihnen zu Hilfe kam. Dieser 
warf die Feinde erst zurück, der Kampf tobte dann weiter. Manchmal warfen 
unsere Leute die Feinde zurück, manchmal wurden sie zurückgeschlagen, denn unsere 
Truppen konnten nicht alle auf einmal kämpfen, sie gingen vor, so wie sie an- 
kamen. Sie griffen das Infanterieregiment von Dalwig#) mehrere Male an, aber 
sie konnten es nicht zurückwerfen, bis zuletzt die Unfrigen, nachdem sie den ganzen 
feindlichen rechten Flügel zurückgeschlagen hatten, das besagte Regiment sowohl in 
Front als in der Flanke angriffen und es völlig niedermachten; sie hieben alles, 
was sie fanden, in Stücke. Vom ganzen Regiment entkamen nicht 20 Mann; die 
übrigen wurden getötet oder gefangen 
Auf unserer Seite hatte es auch Blut gekostet, der Oberst Mörner, erster 
Kavallerieoberst, war getötet worden, ebenso Major Marwitz vom Regiment des 
Kurprinzen, zwei Hauptleute vom Regiment des Fürsten von Anhalt, Asseburg 
und Beyer, einer vom Regiment des Feldmarschalls, namens Burgsdorff, und 
einige andere, sowohl Leutnants als andere Offiziere, im ganzen 218 Tote, ohne 
die Verwundeten, unter denen sich der Oberstleutnant Strauß, Oberstleutnant 
Henning, Oberstleutnant Köller, Oberstleutnant Sydow, Hauptmann Buch und 
viele andere befanden, freilich keine zu große Anzahl, denn im ganzen waren es, 
die Toten und die bis zur Kampfesunfähigkeit Verwundeten eingerechnet, nicht 
mehr als 500 Mann, aber alles sehr tapfere Leute. 
Der Rest der feindlichen Armee zog sich gegen das Dorf immer längs eines 
großen Sumpfes zurück; es war noch fast die ganze Infanterie und der linke 
Flügel der Kavallerie. Wir hätten sie gern angegriffen, aber wir konnten es nicht 
gut mit der Reiterei allein wagen, da der Feind noch sechs oder sieben sehr 
starke Infanterieregimenter außer der Kavallerie hatte. Dennoch verfolgten wir 
sie immer seitwärts und beschossen sie fortwährend; sie erwiderten die Schüsse, 
und einer riß dem Stallmeister Froben, der dicht neben seiner Kurf. Durchl. ritt, 
das Bein oberhalb des Knies weg, so daß er eine Stunde später starb. Das war 
ein großer Verlust, denn er war beim Hof und beim ganzen Heer sehr beliebt; 
jedermann betrauerte ihn ebenso tief wie Seine Kurf. Durchl. selbst, die in ihm 
einen ihrer getreuesten Diener verlor. Die Feinde zogen sich immer auf Fehr- 
bellin zurück. Wir marschierten mit den Schwadronen auf ihrer Linken. 
Die schon einigemal erwähnten 1500 zur Vorhut kommandierten Soldaten, die 
sich bisher sehr tapfer gehalten hatten, folgten dem schwedischen Nachtrab, aber 
als sie Befehl bekamen, den Feind anzugreifen, hielten sie sich nicht gut; sie 
wurden zurückgeworfen und ließen ihre Offiziere schmählich angesichts der ganzen 
Kavallerie im Stich; hätte sich nur der zwanzigste Teil gehalten, so würden sie 
den ganzen feindlichen linken Flügel geschlagen haben, der sich schon in starker 
Verwirrung befand. So konnten wir ihnen nichts anhaben. 
Sie zogen sich auf Fehrbellin zurück, eine kleine Stadt und guten Übergangs- 
ort; dorthin hatten sie vor Beginn der Schlacht schon ein Regiment Infanterie 
geschickt, welches dort Verschanzungen aufwerfen sollte. Nachdem wir die Lage 
etwas erkundet und Kriegsrat abgehalten hatten, zogen wir uns eine halbe Meile 
1) Es wurde vom Oberstleutnant von Maltzahn geführt. 
W. u. O. Heinze-Kinghorst, Quellenlesebuch. II. 4
	        
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