Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Majestät, für sich und Ihre Nachkommen nicht allein im Reich, sondern auch in 
den Königreichen Ungarn und Böhmen, wie auch in den übrigen erzherzoglichen 
und österreichischen Landen, Seine Kurfürstliche Durchlaucht sofort ohne weitere 
Verzögerung oder Aufschub auf die Anzeige der Krönung hin in und außerhalb 
des Reiches für einen König in Preußen ehren, würdigen und anerkennen und 
Ihr alle diejenigen Vorrechte, Titel und Ehren erweisen wollen, die andere 
europäische Könige und deren Minister von Ihrer Kaiserlichen Majestät und den 
Ihrigen, sowohl in als außerhalb des Reiches, besonders auch an dem Kaiser— 
lichen Hof und in Schreiben empfangen . . . daß absonderlich Ihre Kaiserliche 
Majestät auch bei allen auswärtigen Kronen, auch bei Spanien und Portugal, wie 
auch bei den italienischen Fürsten und Republiken, als auch zuvorderst bei den 
sämtlichen Ständen des Reiches durch Ihre Minister es dahin befördern wollen, 
daß Seine Kurfürstliche Durchlaucht von denselben nicht weniger als von Ihrer 
Kaiserlichen Majestät selbst für einen König angenommen und anerkannt werden 
mögen 
Dessen zur Urkund sind von diesem Traktat1) zwei gleichlautende Instrumentas:) 
gemacht und von den beiderseits dazu bevollmächtigten Ministern und Räten 
eigenhändig unterschrieben. So geschehen zu Wien, den 16. Nov. 1700. 
F. B. Graf von Harrach. D. A. G. v. Caunitz. C. F. v. Bartholdi. 
44. 
Der preußische Staat unter Friedrich I. 
Quelle: Friedrich II., Mémoires pour servir à P’histoire de la maison 
de Brandenbourg. 
Übersetzung aus dem Abdruck des französischen Textes bei Pren, Oeuvres de Frédéric le Grand. 
Berlin 1846—57. Bd. 1. S. 229 ff. 
Der Hofstaat war zahlreich und glänzend; Geld gab es infolge der Zahlung 
von Hilfsgeldern seitens fremder Fürsten im UÜberfluß; der Aufwand zeigte sich 
in den Bedientenkleidungen, den Gewändern an der Tafel, den Kutschen und an 
den Bauwerken. Der König hatte zwei der geschicktesten Architekten Europas in 
seinem Dienste und einen Bildhauer namens Schlüter, der in seiner Kunst ebenso 
vollkommen war als die ersteren in der ihrigen. Bodt schuf das schöne Tor von 
Wesel, er entwarf die Pläne zu dem Schloß und zu dem Zeughaus in Berlin, 
er baute das Postgebäude an der Ecke der großen Brücke und die schöne von Kunst- 
freunden zu wenig gekannte Säulenhalle des Potsdamer Schlosses. Eosander er- 
richtete den neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses und den Münzturm, der 
später niedergerissen wurde. Schlüter schmückte das Arsenal mit den Trophäen 
und den schönen Gesichtern, welche die Bewunderung der Kenner erregen, und 
ließ das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten gießen, das für ein Musterwerk 
gehalten wirda) 
Die schönen Künste, die Kinder des lberflusses, begannen zu blühen: die 
Malerakademie, deren erste Professoren Pesne, Werner, Weidemann und Leygebe 
waren, wurde begründet; aber aus ihrer Schule ging kein Maler von Ruf hervor. 
1) Vertrag. 2) Abschriften. 
2) Hier ist ein Irrtum des Königs zu berichten. Schlüter war ein ebenso bedeutender 
Architekt wie Bildhauer. Er erbaute den größten Teil des Berliner Schlosses, das er- 
wähnte Postgebäude und den Münzturm. Sein Nachfolger als Schloßbaudirektor in 
Berlin wurde Eosander. Das] Zeughaus ist von Nering erbaut, Bodt vollendete es nur.
	        
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