Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Und weilen zu Erreichung des intentirten Zweckes unumbgänglich nöthig, daß 
in den Ambtern tüchtige Beambte, die gute Wirthe, und der Rechnungen erfahren 
seyen, bestellet werden, so wollen wir vor dieselbe zureichende Gehälter con- 
stituieren 
Wir sind gänzlich resolviret, die wüst gewordene Dörfer hinwieder und von 
nun an anbauen und besetzen zu lassen, zu welchem Ende ihr und die Beambte 
auf solche Wiederbesetzung des Landes alle Mühe anzuwenden habet, und be- 
sorget seyn sollet, dahero denn auch ein Dorf nach dem anderen wieder angebauet, 
nicht aber alles zugleich angefangen, einem jeden Bauern in den neuen Dörfern 
zwey Hufen eingeräumet und zum Besatz hinfüro, weile wir wahrgenommen, 
daß mit dem bisherigen Besatz der Bauer seine Wirthschaft nicht recht betreiben, 
noch den Acker, wie es sich gehöret, bearbeiten könne, Vier Pferde und Vier 
Ochsen, außer den anderen Besatzstücken und zwar sogleich bey seinem Antritt auf 
einmahl gegeben . und jährlich bei dem einzusendenden Etat zugleich deutlich be- 
richten sollet, wie viel Dörfer ihr das jahr anzubauen vermeinet, aus wie viel 
Wirthen selbige bestehen werden, wie selbige situieret, und wie viel Geld dazu 
nöthig seyn dörfe, als dann wir das nöthige darüber resolviren, und die dazu 
erfordernde Gelder in den Etat ansetzen lassen werden. Wir wollen die unsere 
allergnädigste intention durch öffentliche patente bekandt machen lassen 
Und obgleich wir nicht zweifeln, es werden, durch so viele Gnade sowohl 
neue Leuthe nach Lithauen gezogen, als auch die schon seyende, von austreten 
nach Pohlen, als woselbst man ihnen viel Freyheiten versprechen soll, zurück- 
gehalten werden, So ist doch unumbgänglich nöthig, daß den Beambten zwar, auf 
die Wirthschaft der Bauern gute Acht zu haben, und das, was sie abführen 
müssen, fleißig einzumahnen, und nichts zurück zu lassen, anbefohlen, doch dabey 
aufs nachdrücklichste injugiret!) werde, mit den nun neu anzusetzenden Bauern durch- 
aus nicht rüde zu verfahren und absonderlich nicht gleich mit den bisherigen schärfsten 
executionen . hinter ihnen her zu seyn, sondern sie erst Wurtzel fassen zu lassen. 
2. Quelle: Edikt, betreffend Aufnahme der Salzburger Protestanten 
vom 2. Februar 1732. 
Fundort: F. Förster a. a. O. Bd. 2. S. 329. 
Wir Friedrich Wilhelm, König in Preußen, tun kund und fügen hiermit zu 
wissen, daß wir aus christ-königlichem Erbarmen und herzlichem Mitleid gegen 
unsere in dem Erzbistum Salzburg auf das heftigste bedrängten und verfolgten 
evangelischen Glaubensverwandten, da dieselben allein um ihres Glaubens willen, 
und weil sie demselben wider besseres Wissen und Gewissen abzusagen sich nicht 
entschließen können noch wollen, ihr Vaterland zu verlassen gezwungen werden, 
ihnen die hilfreiche und mildreiche Hand zu bieten und zu solchem Ende dieselben 
in unsere Lande aufzunehmen und in gewissen Amtern unseres Königreiches 
Preußen unterzubringen und zu versorgen uns entschlossen haben. Weshalb denn 
auch nicht nur an des Herrn Erzbischofs zu Salzburg Liebden Unser freundliches 
Ersuchen ergangen, daß diesen emigrierenden Untertanen, die Wir, so viel deren 
nach Unseren Landen sich zu begeben gewillt sind, als Unsere nächstkünftigen Unter- 
tanen betrachten und ansehen, zu einem sowohl ungehinderten als ungedrungenen 
Abzug die Pässe frei geöffnet, auch ihrer Habseligkeiten wegen nach den Ordnungen 
1) eingeschärft werde.
	        
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