Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Zweiter Teil. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815. (2)

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Was die übrigen Studia und Wissenschaften, so einem Fürsten wohl anstehen, 
anbelanget, wird der Progreß darinnen mit dem Wachstume der Jahre gesuchet 
und dahin gesehen werden müssen, daß das Nötigste zum ersten, alles aber ohne 
Ekel und Verdruß erlernt werden möge, und weil solches fürnehmlich auf die 
Geschicklichkeit des Präceptoris Duhan ankommen wird, so hat der Oberhofmeister 
mit demselben, was nach und nach zu tun und vorzunehmen, zu vereinbaren und 
mir davon, ob ich es gutheißen werde, zu berichten. 
Was die lateinische Sprache anbelangt, so soll mein Sohn solche nicht lernen, 
und will auch nicht, daß mir einer davon sprechen soll, sondern sie sollen beide 
nur dahin sehen, daß er sowohl im Französischen als Deutschen eine elegante und 
kurze Schreibart sich angewöhne. Die Rechenkunst, Mathematik, Artillerie, Okonomie 
muß Er aus dem Fundamente erlernen; die alte Historie kann Ihm nur überhin, 
diejenige aber von unseren Zeiten und von 150 Jahren her muß Ihm aufs ge- 
naueste beigebracht werden. Das Jusnatural und Gentium, oder Völkerrecht, wie 
auch Geographie und was in jedem Lande remarquable, muß Er vollkommen inne 
haben, absonderlich aber muß meinem Sohne die Historie seines Hauses sorg- 
fältig beigebracht werden. 
Absonderlich haben sie beidet) sich äußerst angelegen sein zu lassen, meinem 
Sohne die wahre Liebe zum Soldatenstande einzuprägen und Ihm zu inprimieren, 
daß gleich wie nichts in der Welt, was einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben 
vermag, als der Degen, und Er als vor der Welt ein verachteter Mensch sein 
würde, wenn Er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Glorie in demselben 
suchte, wie dann auch der Oberhofmeister die Verfügung zu tun hat, daß dem 
Prinzen die Kriegs-Exercitia spielend bei den Recreations-Stunden beigebracht werden. 
Nichts ist, das einem großen Fürsten besser anstehet und nötiger ist, als wohl 
reden, und das bei allen Vorfallenheiten, weshalb der Oberhofmeister und Sous- 
gouverneur dahin zu sehen haben, daß der Prinz bei Zeiten durch Übungen an- 
geführet werdie. 
2. Quelle: Politisches Testament Friedrich Wilhelms IE. 
22. Januar bis 17. Februar 1722. 
Fundort: Acta Borussica. Beh.-Org. a. a. O. Bd. 3. S. 441—467. 
. . Mein lieber Sukzessor sei wohl versichert, daß alle glücklichen Regenten, 
die Gott vor Augen haben und keine Mätressen haben und ein gottseliges Leben 
führen: diese Regenten wird Gott mit allem weltlichen und geistlichen Segen be- 
schütten. Also bitte ich meinen lieben Sukzessor, ein gottseliges reines Leben und 
Wandel zu führen und seinem Lande und seiner Armee mit gutem Exempel 
voranzugehen 
Hütet Euch für die Flatteurs oder Schmeichler! Die sind Eure Feinde, 
die Euch alles nach dem Munde reden . . Ihr müßt sie nicht anhören, sondern 
glatt abweisen ... Die Flatteurs sind Eure größten Feinde; die Euch aber die 
Wahrheit sagen, sind Eure Freunde 
Alle Zivilbeamten in Berlin und in den Provinzen müßt Ihr glatt unter 
Eure Subordination bringen, daß sie alle müssen von Eurer Gnade abhängen, 
und nicht von Euren Ministern oder Günstlingen. Die Etats zu streichen und 
Besoldungen zuzulegen, müßt Ihr allein tun und an keinen das Verfügungsrecht 
darüber vergeben, damit die ganze Welt weiß, daß es von Euch herkomme und 
nicht von anderen 
1) Der Oberhofmeister und der Sousgouverneur.] 1
	        
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