— 173 —
Und mancher deutsche Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgetan.
Den Pferden war's so schwach, im Magen,
Fast mußte der Reiter die Mähre tragen.
In der kalten Zeit gegen 11 Uhr, in der heißen schon gegen 9 Uhr morgens,
muß der Hitze wegen zur Ruhe übergegangen werden. Der Platz dazu muß an
einer Wasserstelle liegen, während man die Nachtruhe nicht ans Wasser, sondern
an möglichst gute Weide verlegt; denn in der kühlen Nacht fressen die Tiere am
besten. Nun an der Wasserstelle angelangt, laben sich Menschen und Tiere; die
Leute fangen an zu kochen; Strauchwerk zum Feuermachen findet sich überall.
Was die Leute kochen? Entweder frisches Fleisch von tags zuvor geschlachteten
Ochsen oder Hammeln, dazu Reis oder Erbswurst mit Kornedbeef; auch Speck,
getrocknetes Gemüse, Kohl usw. wird geliefert. Falls Mehl da ist, backen sich die
Leute ein schmackhaftes Brot; sonst muß der vorzügliche Konservenzwieback als
Brot dienen. Unsere Reiter haben es schnell gelernt, Abwechslung in das Einerlei
ihrer Kost zu bringen. So z. B. gibt es Cornedbeef, das man in der Heimat nur
als kalten Aufschnitt kennt, dort gekocht, gebraten und als Salat zurechtgemacht.
Immer wird so üppig, wie ich es eben beschrieben habe, nicht gelebt. Mit-
unter, namentlich, wenn man längere Zeit dem Feinde scharf auf den Fersen ge-
folgt ist, tritt Mangel ein, weil die Ochsenwagen mit dem Proviant der Truppe
nicht so schnell folgen können, und weil der Nachschub von hinten stockt. Aber der
Mangel ist doch immer nur ein zeitweiser; verhungern kann in Afrika niemand,
schon weil immer Schlachtvieh da ist.
Unseren Leuten macht das ungebundene Lagerleben entschieden Freude. Drei
oder vier tun sich zum Kochen zusammen. Nach dem Essen lagern sie sich im
Schatten; ist kein Baum oder Strauch da, der Schatten spendet, so wird eine
Zeltbahn ausgespannt. Dann rauchen sie ihre Pfeife mit Plattentabak, der ent-
setzlich beißt, aber wegen seines geringen Umfanges praktisch ist — und erzählen
sich etwas — meist von der Heimat, oder sie singen wohl auch Lieder.
Nachmittags etwa 5 Uhr, sobald die ärgste Hitze vorüber, wird gesattelt und
weitermarschiert. Vor diesem Weitermarsch müssen die Tiere noch einmal tüchtig
getränkt, Wassersäcke und Feldflaschen noch einmal gefüllt werden; denn erst am
anderen Mittag kommt man wieder ans Wasser. Meist wird bis gegen 10 Uhr
abends marschiert, alsdann Biwak auf einem guten, vorher erkundeten Weideplatz
bezogen.
Ist aber die Wasserstelle, die man am anderen Tage erreichen will, noch weit
entfernt, dann muß nach einer Ruhe von einigen Stunden noch in der Nacht auf-
gebrochen und weitermarschiert werden. Der klare Sternenhimmel und der viel
heller als bei uns scheinende Mond erleichtern den Nachtmarsch.“
Ende September umspannten die deutschen Truppen die Omaheke (im Süd-
westen). Weit vorgeschoben hielten Offizierspatrouillen die Fühlung am Feind .
Die Verfolgung der Hereros . war ein Wagnis, das von der Kühnheit der
deutschen Führung, ihrer Tatkraft und verantwortungsfreudigen Selbsttätigkeit ein
beredtes Zeugnis ablegte, und dessen Gelingen nur durch gründlichste, bis ins
kleinste vorher durchdachte Vorbereitung und eine ebenso kraftvolle Durchführung
ermöglicht wurde. Diese kühne Unternehmung zeigt die rücksichtslose Energie der
deutschen Führung bei der Verfolgung des geschlagenen Feindes in glänzendem
Lichte. Keine Mühen, keine Entbehrungen wurden gescheut, um dem Feinde den