Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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zurückkehren wird, und daß nicht nur die Grundbesitzer selbst bis zum Besitzer der 
kleinsten Scholle ziemlich ausnahmslos bereits ihre Heimat wieder aufgesucht haben, 
auch die Arbeiter, insonderheit auch die landwirtschaftlichen Arbeiter, in großer 
Zahl in die Heimat zurückkehren .. ... 
Eine der größten Sorgen war die Frühjahrsbestellung. Im ganzen sind un- 
gefähr 600000 ha landwirtschaftlich bebauter Fläche von den Russen besetzt ge- 
wesen. Wie in bezug auf die Wiederherstellung der ostpreußischen Pferdezucht, so 
hat sich bei der Frühjahrsbestellung als das schwerste Hindernis der große Verlust 
an Pferden herausgestellt. Die von den Russen heimgesuchten Landesteile haben 
einen Verlust von ungefähr 90000 Pferden zu beklagen, von denen etwa die 
Hälfte in russische Hände gefallen ist. Die Landwirtschaftskammer hat eine überaus 
reiche und ersprießliche Tätigkeit entfaltet, um Ersatz für diesen Verlust für die 
Frühjahrsbestellung zu schaffen. Sie hat aus Polen Pferde herangezogen: un- 
gefähr 12000 polnische Pferde sind in den Dienst der ostpreußischen Landwirtschaft 
gestellt worden. Eine Reihe von Beutepferden ist eingestellt worden, die freilich 
nur geringen Arbeitswert haben. Man hat aus Bayern etwa 5000 Stück Zug- 
ochsen angekauft und den ostpreußischen Landwirten zur Verfügung gestellt. 
Tausende von Geschirren sind von der Landwirtschaftskammer geliefert worden, 
weil die Russen planmäßig alles, was von Leder war, mit sich genommen haben. 
128 Kraftpflüge, Dampfpflüge und Motorpflüge sind von der Landwirtschafts- 
kammer angeschafft und den Landwirten Ostpreußens zur Verfügung gestellt 
worden; dazu treten noch 14 Motorpflüge, die die Militärverwaltung aus Frank- 
reich nach Ostpreußen geliefert und den Landwirten dort für die Frühjahrs- 
bestellung zur Verfügung gestellt hat. 
Weiter ist Saatgut in großem Umfange beschafft worden. Auch Stickstoffdünger, 
soweit solcher zu haben war, und soweit die Verkehrsverhältnisse seine Heran- 
schaffung möglich machten, ist seitens der Landwirtschaftskammer beschafft worden. 
Alle diese Tätigkeit hätte aber den erwünschten Erfolg nicht haben können, 
wenn ihr nicht die Staatsregierung finanziell weitgehend zu Hilfe gekommen wäre. 
Der Staat hat etwa 18 Millionen zur Beschaffung von Kraftpflügen, Pferden 
usw. gegeben, er hat über 6 Millionen für Beschaffung von Saatgut aufgewendet, 
und er hat, was bisher meines Wissens in dieser Weise noch nicht vorgekommen 
ist, eine Bestellungsprämie von 100 Mark auf das Hektar für die von den Russen 
heimgesuchten Landesteile bewilligt und zu diesem Zweck eine Gesamtsumme bis zum 
Höchstbetrage von 30 Millionen zur Verfügung gestellt, so daß also für die Früh- 
jahrsbestellung in Ostpreußen im ganzen gegen 55 Millionen Staatsmittel zur 
Verfügung gestellt sind. Damit ist erreicht worden, daß von jenen 600000 ha 
nur etwa 64000 ha unbebaut geblieben sind, und zwar fallen unter diese 64000 
unbebauten Hektare auch die großen Flächen, die zur Anlegung von Schützen- 
gräben und anderen militärischen Einrichtungen dort landwirtschaftlichen Betrieben 
entzogen worden sind und vorläufig jetzt noch entzogen bleiben müssen 
Aber die finanziellen Leistungen des Staates beschränken sich keineswegs auf 
das, was für die Landwirtschaft geschehen ist. Etwa 20 Millionen sind für die 
Flüchtlinge aufgewendet worden, für ihren Aufenthalt, für ihre Zurückführung in 
ihre Heimat. Mit 7 Millionen hat sich der Staat an der Kriegskreditbank für 
Ostpreußen beteiligt. Summen sind ausgegeben worden, um den Handwerkern die 
Wiederbeschaffung von Handwerkszeug zu erleichtern, um den Zurückkehrenden 
Lebensunterhalt, vorläufige Unterkunft und die nötigen Geräte zu verschaffen.
	        
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