Full text: Der Weltkrieg. II. Band. (2)

Vorübergehende Panik. Die erste Kriegsanleihe 
  
bald ihren \Veg zurück zu den großen Sarnmelbecken des 
Geldverkehrs. An die Stelle der Geldklemme der ersten 
Wochen trat bald eine große Geldflüssigkeit, die es mög- 
lich machte, die Begebung einer ersten Kriegsanleihe schon 
für den Monat September ins Auge zu fassen. 
In der Tat trat Deutschland als der erste unter allen 
kriegführenden Staaten mit einer Kriegsanleihe an den 
Markt. Es fehlte nicht an warnenden Stimmen, die einen 
Mißerfolg voraussagten. Das klägliche Ergebnis der im 
Jahre 1870 vom Norddeutschen Bund ausgeschriebenen 
Kriegsanleihe schwebte manchem als übler Vorgang vor 
Augen. Noch mehr Bedenken erregte der kühne Vorschlag 
des Reichsbankpräsidenten, die Kriegsanleihe in unbe- 
schränktem Betrag aufzulegen, damit jedem Zeichner von 
vornherein die Zuteilung des vollen gezeichneten Betrages 
in Aussicht zu stellen und so auf jeden Anreiz zu spekula- 
tiven Zeichnungen und auf jeden Scheinerfolg, wie er in 
der Überzeichnung einer in limitiertem Betrag aufgelegten 
Anleihe leicht zu erzielen ist, bewußt und absichtlich zu 
verzichten. Ich hatte Gelegenheit, mit dem Reichsbank- 
präsidenten das Aktionsprogramm durchzusprechen und 
ihn gegenüber den Stimmen der Bedenklichen in seinen 
Absichten zu bestärken. Der Erfolg hat der Kühnheit 
recht gegeben. Das Zeichnungsergebnis war rund 4'/, Mil- 
liarden Mark. Das war fast das Doppelte der bisher größten 
Anleiheaktion der Geschichte, der französischen Anleihe 
vom Juli 1872, die 2400 Millionen Mark erbracht hatte. 
3 Helfferich, Weltkrieg II 33
	        
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