Der Entscheidung entgegen. 97
Reichstag abgegeben würde! IZn dem parlamenta-
rischen England schweigt jedermann, wenn ein Minister
in so offenkundiger Weise die eigene Partei, die Volks-
vertretung und die öffentliche Meinung des ganzen
Landes irrezuführen sucht. Was bringt nicht Eng-
land alles seiner Germanophobie zum Opfer!
In wie souveräner Weise Großbritannien seine
künftige „Aufgabe“ auffaßte, geht aus Nr. VIII
hervor. Hinsichtlich der andern kleineren Staaten
und ihrer Neutralität glaubten die Mächte des
Dreiverbandes nach Belieben verfügen zu können.
Das russische Blatt „Nowoje Zveno“, das sich vor
dem Kriege durch einige Reihen von Indiskretionen
auszeichnete, brachte am 11. Juli folgenden Aufsatz aus
der Feder Brjancaninowe, eines Verwandten des
russischen Botschafters in Konstantinopel M. v. Eiers:
„Mit dem Gefühle tiefer Freude können wir
unseren Lesern eine Nachricht mitteilen, deren unge-
heuere internationale Bedeutung keines Kommentars
bedarf. Wie wir aus unzweifelhafter Quelle erfuhren,
wurde in London zwischen einer verantwortlichen
englischen Persönlichkeit und dem Grafen Bencken-
dorff eine englisch-russische Marine-Militärkonvention
unterzeichnet. Ihr Text wurde vom Konteradmiral
Bitti dorthin gebracht und übergeben, dem deehalb
auch die unerhörte Ehre zuteil wurde, den Monarchen
zur selben Zeit persönlich zu geleiten, während in
Cherbourg der feierliche Gottesdienst anläß-
lich der Ermordung Franz Ferdinands statt-
fand. Wie uns mitgeteilt wird, ist die Konvention
nicht nur defensiv, sondern sie sieht auch eine
Landung der Engländer in Holland vor. Kraft
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