102 Her Entscheidung entgegen.
übrigen) Mächte bleiben; die außerordentlichen Vor-
sichtsmaßregeln bei der kürzlich von Italien vorge-
nommenen Besetzung Balonas, das um keinen Preis
in griechische Hände fallen durfte, zeugen beredt davon.
Über Kompensationen im Fall einer einseitigen Ver-
letzung dieses letztgenannten Grundsatzes war — ent-
gegen der landläufigen Meinung — nichtes ausge-
macht; stets war nur von einem Ausgleiche der In-
teressen die Rede. Also hinsichtlich territorialer Ab-
sichten auf den Balkan eine durchaus negative Verein-
barung; auch ihr feblt jeder aggressive Gedanke. Das-
selbe gilt von der Sicherung der mittelmeerischen
Interessen der Dreibundstaaten.
Gerade wegen gewisser offenen Fragen, die die
Balkanwirren der letzten Jahre erzeugt und großge-
zogen hatten, schien es in der ersten Hälfte des Jahres
1914 so, als ob sich zwischen Italien und England ein
Konflikt entwickeln wolle. Am 14. Oezember 1913
hatte Sir Edward Greny das Problem der im Lau-
sanner Frieden unter gewissen Voraussetzungen in
Aussicht gestellten Rückgabe der Zwölf-Inseln, des
Oodekanesos, an die Türkei in einer Note behandelt
und dabei die Lage, die sich für JItalien aus seiner Be-
setzung jener Inseln im Agäischen Meer ergeben habe,
als „anomal“ bezeichnet. Natürlich hatte diese unge-
wöhnliche und je nach dem Standpunkte verschiedenfach
auslegbare Wendung in Ztalien stark verschnupft und
die Neigung zur Herausgabe des Faustpfands eher
verringert als erhöht. Im Laufe der diplomatischen
Debatte aber hatte sich herausgestellt, daß Groß-
britannien den Auesdruck nicht als aus Unfreundlich-
keit gegen Italien gemünzt aufgefaßt wissen wollte;
und so konnte denn am 26. Mai 1914 der Marchese