152 Hinter den Kulissen.
Frankreichs Verpflichtungen gegenüber Rußland be-
kannt sind, würde diese Mobilisierung gegen Rußland
und Frankreich zugleich gerichtet sein. Wir können
nicht annehmen, daß Rußland einen solchen europä-
ischen Krieg entfesseln will. Da Österreich-Ungarn
den Bestand des serbischen Königreichs nicht antasten
will, sind wir der Ansicht, daß Rußland eine abwartende
Stellung einnehmen kann. Den Wunsch Rußlande,
den Bestand des serbischen Königreichs nicht in Frage
stellen zu lassen, werden wir um so eher unterstützen
können, als Osterreich-Ungarn diesen Bestand gar nicht
in Frage stellt. Es wird leicht sein, im weiteren Ver-
laufe der Angelegenheit die Basis einer Verständigung
zu finden.
Die Deutsche Reichsregierung instruierte ihre Bot-
schafter in London, Paris und Petersburg wie folgt:
D. Wb. 10: HOringendes Telegramm des
Reichekanzlers an den deutschen Botschafter
in London.
26. Juli 1914.
ÖOsterreich-Ungarn hat in Petersburg offiziell
und feierlich erklärt, daß es keinen territorialen Gewinn
in Serbien beabsichtigt, den Bestand des Königreichs
nicht antasten, sondern nur Ruhe schaffen wolle.
Nach hier eingegangenen Nachrichten steht in Ruß-
land Einberufung mehrerer Reservistenjahrgänge un-
mittelbar bevor, was einer Mobilisierung auch gegen
uns gleichkommen würde. Wenn sich diese Nachrichten
bewahrheiten, so werden wir gegen unsern Wunsch
zu Gegenmaßregeln gezwungen. Auch heute noch
geht unser Streben dahin, den Konflikt zu lo kalisieren