154 Zinter den Kulissen.
R. Orb.: Ssasonow an den russischen Bot-
schafter in Wien.
Petersburg, 26. Juli.
Ich hatte heute eine freundschaftliche Unter-
redung mit dem österreichisch-ungarischen Bot-
schafter. Wir haben die zehn an Serbien formulierten
Forderungen geprüft, und ich machte ihn darauf auf-
merksam, daß, außer der unmöglichen Form, einige
dieser Forderungen keineswege erfüllt werden könn-
ten, selbst wenn die Serbische Regierung bereit
wäre, sie anzunehmen. So können z. B. die Punkte 1
und Lnicht erfüllt werden ohne eine vorherige Anderung
des serbischen Preßgesetzes und des Vereinsgesetzes.
Die Skupschtina würde nur schwer ihre Einwilligung
dazu geben. Oie Erfüllung der Punkte 4 und 5 könnte
dußerst gefährliche Konsequenzen haben und zu terri-
torialen Akten gegen die Mitglieder des Königshauses
und gegen Paschitsch führen, was sicher nicht die Ab-
sicht Osterreichs ist. Was die anderen Punkte an-
langt, so glaube ich, daß mit einigen Modifikatio-
nen eine Verständigung nicht allzu schwer wäre, wenn
man die angeführten Ursachen durch genügende Be-
weise stützte. Im Interesse des Friedens, der, wie
Graf Széparp sagt, für ÖOsterreich ebenso teuer wie für
die andern Mächte ist, wäre es notwendig, der jetzigen
gespannten Lage ein Ende zu machen. Zu diesem
Zwecke wäre es mir lieb, daß der österreichisch-unga-
rische Botschafter die Ermächtigung erhalte, in einen
besonderen Gedankenaustausch mit mir einzu-
treten, um gemeinsam die neue Formulierung
einiger Artikel aus der österreichischen Note vom 10.
(23.) Juli auszuarbeiten. Bielleicht, daß man auf
diese Weise eine Formel finden würde, die zu gleicher
Seit Osterreich eine Genugtuung gibt und auch von